Autor: katkaesk (Seite 4 von 22)

Anette L. Dressler |Brockesstraße Beletage

„Es traf sie ins Mark, auf vergilbtem Papier mit blauer Tinte geschrieben ihre Identität besiegelt zu sehen, die sie, Frieda, auf ihre Eigenschaft als Flüchtling reduzierte.“

Die Lübeckerin Alma Curtz muss 1947 die von den Masuren geflüchtete Frieda Markuweit per Zwangszuweisung in ihre Wohnung aufnehmen. Beide Frauen teilen das Schicksal Witwe zu sein, teilen sich aber bis auf ihre neue Lebensrealität keine Gemeinsamkeiten. Alma ist zunächst sehr hart und ablehnend gegenüber Frieda, die sich jedoch Tag für Tag mehr wohl fühlt in ihrem halben Zimmer. Als sich Alma, die davon träumt wieder tanzen zu gehen und ihren Kurzwarenladen erneut zu öffnen, offenbart, weder lesen noch schreiben zu können, organisiert Frieda Schiefertafel und eine Fibel und die beiden Frauen kommen einander näher und können ein zartes Band der Freundschaft knüpfen. Frieda entdeckt die Stadt Lübeck für sich und freut sich, neue Kontakte zu haben, wie Cecile, die ebenso frankophil wie sie ist. Das aufstrebende Lübeck der 1940iger Jahre sowie die aufkeimende Hoffnung auf ein Deutschland ohne Nationalsozialismus prägen die Geschichte beider Frauen und ihrer Liebsten.

Anette L. Dressler legt mit „Brockessstraße Beletage“ einen Debütroman vor, der von Erzählungen ihrer Großeltern, Eltern und dem Freundeskreis der Familie gespeist ist. Die Spurensuche nach der Herkunft und dem Ankommen ihrer Familie in Schleswig- Holstein nach Ende des Zweiten Weltkrieges inspirierte sie zu diesem Roman. Dressler sucht nach unterschiedlichen Lebensverläufen, nach einer Sichtbarmachung einer Geschichte, die Frauen sonst vergisst. Alma Curtz und Frieda Markuweit dienen als Vorlage für die Themen, die mit der neuen Republik erstmals zur Sprache kommen: Die Familienrechtsreform, die erst 30 Jahre später das Schicksal vieler Frauen verändern wird. Erziehungsfragen, die sich abseits der schwarzen Pädagogik in der NS-Zeit bewegen. Bildung und Selbstständigkeit von Frauen, sowie erst Wahlen, in der mit der Wahl Konrad Adenauers ein Stück deutscher Geschichte festgehalten wird. Das Buch kreist dabei um die Löcher und Lücken, die der Nationalsozialismus hinterlassen hat, thematisiert ihn aber dabei kein einziges Mal. Lesende werden mit der Frage, wo sich die ganzen Befürworter:innen und Kollaborateur:innen in Lübeck befinden, allein gelassen. Ihre Existenz wird verschwiegen und erzeugt mitunter den unangenehmen Moment des „ebenso Opfers“ sein. Der Roman „Brockesstraße Beletage“ böte hingegen aufgrund der vielen Nebenhandlungen auch eine Möglichkeit das Thema unaufdringlich einzuweben.

Was der 300-Seiten-Roman auf jeden Fall leistet, ist ein sehr nahbarer Einblick in das Nachkriegsdeutschland in Bezug auf Alltäglichkeiten: Ein Mocca faux, hier des Öfteren Mukkefukk bezeichnet, hinterlässt ein Lächeln. Man erfreut sich über das Wissen um Nylonstrümpfe, Lebensmittelbeschaffung, Flohbeseitigung oder Ausgehmöglichkeiten der damaligen Zeit in Lübeck. Sehr sanft und verhalten wird die Annäherung zwischen den beiden Frauen erzählt und doch bietet sich ein Exempel für die Migration der Gegenwart – Fremdes wird irgendwann zu Vertrautem:

„Frau Curtz stand auf der Türschwelle, die Hände in der Kittelschürze vergraben. Sie legte ihr ein Paket mit besoffenen Jungfern in die Korbtasche. „Damit sie gleich etwas zu essen haben in der neuen Wohnung und … danke“ sie blickte ihr langanhaltend in die Augen, „… und nennen Sie mich doch Alma.“

[Information] Anette L. Dressler | Brockesstraße Beletage | 312 Seiten | Stroux Edition |ISBN 9783948065287 | 24 Euro

Danke an Birgit Böllinger und dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

[rezension] Günter Neuwirth | Sturm über Triest

Aber irgendjemand hatte die Blechkiste sorgfältig in das Öltuch gewickelt, wodurch der Inhalt sicher vor Nässe geschützt war. Die Person hatte sich das genau überlegt und gewissenhaft gearbeitet. Bruno schaut sich noch mal um. Niemand war in der Nähe. Er war allein, also öffnete er die Blechkiste.

Als der Schiffsbauingenieur Gustav Lainer im November 1907 nachts vor einen Güterzug stürzt, wird Inspector Bruno Zabini mit der Klärung des rätselhaften Todesfalles beauftragt. In 16 Tagen (vom 3. November bis zum 18. November) überschlagen sich in diesem Roman die Ereignisse: Er ist im Gegensatz zu anderen Inspektoren nicht davon überzeugt, dass Lainer den Freitod gewählt hat, arbeitete er doch in einer Werft der k.u.k. Kriegsmarine, die mächtige Schlachtschiffe bauen. Bald wird klar, dass Lainer Kopien der geheimen Baupläne der neuen Generation an Geschütztürme für Schlachtschiffen gestohlen hat, und mehrere Agenten diverser Nationalitäten hinter ihm her gewesen sind. Bruno versucht mit seinen Verbindungen in die Oberschicht und zum Geheimdienst den Fall zu lösen. Dabei kommen ihm nicht nur kriminelle Querelen in den Weg, da mittlerweile ein Agentenkrieg in Triest tobt, sondern auch jene privater Natur.

Als Lesende merkt man sehr schnell, dass Günter Neuwirth lange recherchiert hat und sich sehr viel in die Geschichte der Stadt Triest eingelesen hat – die polyglotte Bevölkerung dieser Zeit wurde eingewebt, die historischen Plätze beschrieben. Man begleitet den Inspector, wie er mit der Elektrischen fährt, der Bahnhof in Triest und die Molen spielen eine große Rolle. Spätestens hier wird Leser:innen das Reisefieber packen.

Wer sich aber klischeehaft ein Triest im Sommer vorstellt, wird herb enttäuscht werden: Neuwirth hat den Roman in den Spätherbst angesetzt, als die große Bora vor der Tür steht und schließlich über die Stadt fegt. Das Triest 1907 ist kalt, es wird geheizt, es fällt Schnee. Die ersten Kapitel des Romans sind fordernd für Leser:innen, die die beiden Vorgängerromane ( 1. Band: „Dampfer ab Triest“; 2. Band:“Caffe in Triest“) nicht gelesen haben, da man freiheraus den Liebesverhältnissen des Bruno Zabini ausgesetzt wird: Er pflegt zwei Liebesbeziehungen zu zwei Frauen gleichzeitig, die voneinander wissen und einander freundschaftlich verbunden sind, sowie das offene Beziehungskonstrukt gutheißen.

Das vorab eingefügte Personenverzeichnis hilft bei der Orientierung durch das 500 Seiten starke Buch und erweist sich als enorm hilfreich, als die eigentliche Handlung beginnt. Eine historische Stadtkarte von Triest in der Klassenbroschur wäre auch großartig gewesen, würde man doch gern die Wege mit dem Finger nachgehen, die Bruno während seiner Ermittlungen so macht. Neuwirth lässt an vielen Stellen offen, ob die handelnde Akteure Feind oder Freund sind, und die Grenze ist oft sehr fließend. „Sturm über Triest“ erweist sich in der Hinsicht nicht nur als guter Kriminalroman, sondern auch als exzellenter Spionageroman. Die oft sehr detailverliebten Beschreibungen erweisen sich in dem Kontext leider oft als hinderlich, trüben sie immer wieder den Blick auf die eigentliche Handlung. Nicht alle Akteur:innen sind für die fortführende Handlung relevant (und erklären ihr Erscheinen nur, sofern sie im nächsten Folgeroman eine Rolle spielen) und hätten mit ihrer Streichung eine Straffung der Nebenhandlungen zugelassen. Zum Schluss hin nimmt die Geschichte aber immer mehr an Fahrt auf und zwingt förmlich zum Weiterlesen.

Neuwirth vermittelt aber einen sehr genauen Blick auf den Habitus und die Konventionen der Donaumonarchie, besonders jene der oberen, adeligen Schicht. Er beschreibt, wie der Alltag für Angestellte und Adelige aussah, man bekommt ein gutes Gespür für den Umgang mit Bediensteten damals oder der früheren Kindererziehung.

Besonders gut gelungen sind Neuwirth vor allem die Dialoge in diesem historischen Kriminalroman:

„Die erste ist eigentlich eine rhetorische Frage, denn wenn Ihr sie bejahen könntet, wärt Ihr nicht mehr in Triest, dennoch stelle ich sie. Habt ihr die Baupläne?“

„Nein.“

„Wie gesagt, es war eine rhetorische Frage.“
„Was ist ihre zweite Frage?“

Als Lesende bleibt einem nur eine weitere Frage offen, nämlich: „Wann kommt der nächste Triest-Roman?“

| Informationen | Sturm über Triest. Günter Neuwirth. 512 Seiten. Gmeiner Verlag. ISBN: 978-3839204184. Klappenbroschur. Buch 18,50 € / E-Book 13,99 €

Ein herzliches Dankeschön an den Verlag für das Rezensionsexemplar.

[rezension] Susanne Kristek | Die nächste Depperte

»Vermutlich ist es leichter, unbefleckt schwanger zu werden, als einen Bestseller zu schreiben.«

Susanne Kristek möchte eines: Sie will eine bekannte Autorin im deutschsprachigen Raum sein und beschreibt ihr Autorinnenleben in jenem Zeitraum, in dem sie zwei Bücher schreibt. Ihr erstes Buch „Nur die Liege zählt“ wird veröffentlicht, als Corona gerade das erste Mal zuschlägt – Buchmessen und Lesungen werden abgesagt, es gibt keine Möglichkeit, ein Buch auf gewohntem Wege zu promoten. Sie greift zu unüblichen Methoden, die ihr auch die Bezeichnung und somit den  Buchtitel „Die nächste Depperte“ einbringt. Kristek lernt in diesem Zeitraum auch Martina Parker kennen, die zur „Schreibschwester“ mutiert und mit ihrem Debüt einen Bestseller landet. Kristek steckt das gut weg, sie erfindet eine Lesebühne zum Mitsingen im Breitenseer Kino, gründet einen Podcast und macht Schreibworkshop, wie jenen von Hera Lind in Salzburg. Ein Kinderbuch über Hamster am Wiener Zentralfriedhof soll ihr nächstes Projekt sein. Die Erkenntnis, dass es alles andere als leicht ist, ein Kinderbuch zu schreiben, lässt nicht lange auf sich warten… Susanne Kristek gewährt Einblicke in die Höhen und Tiefen des Autor:innenlebens und lässt Lesende teilhaben an ihrem Alltag als Mutter und Ehefrau. Der Abgabetermin ihres zweiten Buch „Die nächste Depperte“ beendet das Buch – Leser:innen halten also die Reise bis zum nächsten Buch in ihren Händen.

Susanne Kristek beweist, dass man für das Schreiben von Büchern vor allem eines braucht: Ein Netzwerk und Vermarktungsstrategien. Als Agenturleitung bei Sales Crew hat sie genug Insiderwissen, um ihr Buch an den Menschen zu bringen. Wie wichtig netzwerken ist, beschreibt sie anhand der Personen, die sie trifft: Die Bestsellerautorin Martina Parker, „Black Out“ Autor Marc Elsberg, den Schauspieler Manuel Rubey oder die bekannte Buchhändlerin Petra Hartlieb. Ebenso netzwerkt sie auch mit Hilfe von Facebook. Dort postet sie ihre Begebenheiten, schreibt literarische Texte, schreibt Messenger-Nachrichten und erstellt Stories. Es erweist sich als Learning für Außenstehende: Bücher schreiben ist nicht der größte Teil, die Positionierung in der Online-Welt ist mindestens genauso wichtig.

Nach eingehender Recherche bezüglich Schreibworkshops, die Kristek im Laufe so absolviert wird den Lesenden auch klar: Man steckt nicht nur sehr viel Energie in das Schreiben eines Buches, sondern auch sehr viel eigenes, finanzielles Kapitel (das Schreibwochenende bei Hera Lind kostet über 2000 Euro), wenn man erfolgreiche Autorin werden möchte.

„Ich habe das aus einem Youtube-Kurs „In zehn Minuten“ zum ultimativen Erfolg!“, war der vielversprechende Titel. […] Um dann weiter auszuführen, dass man seine Ziele visualisieren soll. Man soll das bildhaft vor sich haben, was man sich wünscht. „Nach den „10-Minuten-zum-ultimativen-Erfolg“ habe ich im Internet ein Foto von Ildikó von Kürthy und Thomas Glavinic gesucht, in Farbe ausgedruckt und beide mit einem Tixo auf die Wand unmittelbar vor meinem Arbeitsplatz (=Nachtkästchen) -geklebt.“

Die durch und durch sympathische Schriftstellerin wird es sich hier an der Stelle mit einigen Lesenden mit ihrem Literaturvorbildern verscherzen; zudem bekannt ist, dass Glavinic sich eine öffentliche Auseinandersetzung mit Stefanie Sargnagel geliefert hat, dabei mit Fatshaming-Kommentaren negativ aufgefallen ist oder betrunken Nacktfotos auf Facebook postete.

Der Humor in Kristeks Buch ist nicht immer verständlich für jüngere Menschen, wenn dort Referenzen auf die Löwinger Bühne, Michelle und Matthias, oder FS1 und FS2 gemacht werden. Schwierigkeiten bzgl. der Verständlichkeit dürfte es an manchen Stellen auch für Menschen geben, die nicht in Österreich leben. Das Buch ist durch und durch eingefärbt von der Situationskomik und dem Mindset der Generation X, in dem Pubertiere natürlich auch nicht fehlen dürfen und bewusste Entscheidungen gegen das Gendern getroffen werden.

Dennoch sind manche Begebenheiten in Susanne Kristeks Leben sehr humorvoll und lustig zu lesen, sei es der Kampf mit dem Hamster-Kinderbuch, der Kampf mit der aufblasbaren Palme oder Geldscheine, die in Abfallbehälter hineingezogen werden. Besonders witzig ist, als die Autorin versucht ihr eigenes Buch in den Buchhandlungen sucht und auch das Personal darauf ansetzt. Auch hier erfährt man, dass knapp 70.000 Bücher jedes Jahr neu im deutschsprachigen Raum verlegt werden und dass man Glück haben muss, wenn man häufig als Autor:in am Büchertisch aufliegt.

„Die nächste Depperte“ darf gerne am Büchertisch etwas Platz finden. Für alle, die derselben Generation angehören, wird der Humor Kristeks mitreißen, für alle anderen ist es ein spannender Einblick in die Literaturszene nicht mehr ganz so junger Autor:innen.

|Information| Susanne Kristek: Die nächste Depperte. Gmeiner Verlag. 300 Seiten. ISBN: 978-3-8392-0404-7. Preis: 16,50.

Dankeschön für das Rezensionsexemplar an den Gmeiner Verlag.

[rezension] Julia D. Krammer | Den Körper schreiben die Gedichte

Ein Raum

Ein Raum ist nicht nur ein Raum.
Ein Raum ist im Haus,
ein Raum hat Beton, hat Wände, hat Weckrufe, ein Raum hat Gegenwart, Träume und Listen. Ein Raum hat Insassen. Die Insassen machen das Wetter im Raum.

Ein Raum ist unvermeidlich.

Der Roman „Den Körper schreiben die Gedichte“ von Julia D. Krammer beschäftigt sich mit der Frage, wie kann jemand, der keinen Raum einnehmen möchte, soviel Raum einnehmen, dass daraus ein ganzer Roman mit 213 Seiten folgt? Krammers Roman erzählt in Miniaturen, Rückblicken und Flashlights die Geschichte von Mona, die gerne unsichtbar wäre. Denn: Sie wird als Kind in eine Glaubensgemeinschaft gesteckt, die wie eine Kommune funktioniert. Sie wird von ihren Eltern getrennt, ihr Körper zum Allgemeingut erklärt, über den der PRIMKU Alfred Stern und auch alle anderen in der Kommune wann auch immer verfügen dürfen, so oft und häufig sie möchten. Mona, die nach dem Verschwinden Pauls, ihren einzigen Freund verliert, gelingt schlussendlich die Flucht. Die Versuche, sich und das Geschehene unsichtbar zu machen, gelingt ihr nicht. Sie wird zwangseingewiesen und muss sich ihrer Vergangenheit stellen, und auf die Suche nach einem Raum machen, der ihr gehört.

[…] doch der PRIMUS konnte sich nicht zurückhalten in SEINER Zuneigung für das Mädchen, das mittlerweile vier Jahre alt war; aufgrund der Novizinnen-Ausbildung konnte ER nun viele Ausflüge mit ihr unternehmen und sie verwöhnen, natürlich alles im Sinne ihrer persönlichen Entfaltung; schon früh führte ER Mona in die Sexualität ein, doch immer beschwor ER sie zu schweigen, drohte, sie verlöre die Aussicht auf das Königreich, und wer wäre sie denn allein auf der Welt, wovon sollte sie leben, ohne die PRIMKRU wäre sie ein Nichts, hätte sie nichts, nichts würde aus ihr werden.

Der Raum, den das Thema Kindesmissbrauch einnimmt, ist als Leser:in manchmal schwer auszuhalten. Man wird böse und ist fassungslos, wie ungeschönt dieser Missbrauch daherkommt. Krammer spielt mit den Träumen, Ängsten und Wünschen auf so poetische Art und Weise, dass nicht klar ist, was sich im Kopf vom Mona abspielt und was tatsächlich passiert. Die Angst, dass das Mädchen, bzw. die junge Frau erneut von der Kommune aufgefunden werden könnte, schwingt ständig mit.

Optisch überzeugt das Buch vor allem im Inneren: Es sind Gedichte enthalten, die Kapitel tragen Namen. Es lässt auch hier viel Raum zum Denken und Aushalten übrig. Das Buch lässt auch den Lesenden Raum, den man für das Einatmen dieser Geschichte braucht: Es ist kein Roman, den man auf in einem Durchgang lesen wird. Man blättert zurück, liest Passagen nochmal und verortet sie neu. Man liest Szenen erneut, um wirklich zu verstehen, was man da gelesen hat. Die Sprache des Buches kommt dabei nie schwer und erdrückend daher, sie ist sogar das Gegenteil: Leicht, poetisch, wild. Wenn nötig, sanft und leise. Aber immer überzeugend:

Es ist wie ein Tanz unter Wasser, ein Tanz auf dem Meeresgrund, immer mit leichtem Delay, denn die Medikamente machen mich träge und verlangsamen jeden Schritt, lassen mich stolpern: über meine Gedanken, meine Träume, Sehnsüchte und Ängste. Gestern Abend war das Stolpern besonders schlimm, da lag die Unsicher- heit in meinem Bett und hielt mich kalt, hielt mich fest, gestern war die Unsicherheit größer als ich selbst.

[Information] Den Körper schreiben die Gedichte. Julia D. Krammer. Rohstoff. Matthes und Seitz. 213 Seiten. ISBN: 978-3-7518-7007-8. 12 Euro

Ich danke Julia D. Krammer dafür, dass ich die Druckfahne vorab erhalten habe und das Buch vor Erscheinungstermin lesen durfte.

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