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[rezension] HEUTE GRABEN | Mario Schlembach

Posted on 14. März 202210. März 2022 by katkaesk

Alles beginnt und endet bei A. Jeder Gedanke, jede kleine Erzählung, jede Aufzeichnung im Notizbuch. Nur lässt sich Liebeskummer von der Seele schreiben? Mario Schlembach lässt sich in Form eines Tagesbuch auf diesen Versuch ein. Wer A. ist, erfährt man am Anfang nicht. Man ahnt: es muss die große Liebe sein. Man vermutet: Sie könnte auch gestorben sein. Es würde zum Beruf passen, den das literarische Ich ausübt: Totengräber. Er schaufelt Gräber für Hoffnungen genauso wie für Romanzen und wenn jemand im Dorf stirbt, dann natürlich auch. Ein bisschen wird am eigenen Grab geschaufelt: Das Ich trinkt viel, ernährt sich ungesund und bekommt zu allem Überdruss auch noch dieselbe Lungenkrankheit diagnostiziert wie Thomas Bernhard, natürlich nicht, ohne ironischerweise darauf hinzuweisen. Zwischen fünf Heften entwickelt sich die Tragik des Ichs: Mehrere Frauen, die getroffen und nie wieder gesehen werden, während Bild und Gedanke stets um A. kreisen. Das Ich sucht nach Sprache, dem Schreiben und der Leere in sich, die Selbstvergewisserung im Blick:

Schreiben? Ich spreche nicht darüber und wenn, dann nenne ich es Kritzeln oder Herumbasteln. Es fällt mir immer noch schwer, alles, was nicht mit körperlicher Verausgabung zu tun hat, als Arbeit zu sehen.

Während sich der Wunsch nach einem Schriftstellerdasein herauskristallisiert, sind es die Orte, die wesentlich sind, in denen sich das Ich bewegt: Friedhof, Behandlungsraum und Bett. Es ist eine Erzählung, ähnlich einer Männergrippe, die sich wehleidig und larmoyant zwischen gestorbenen Lieben und verstorbenen Hoffnungen dahin liest. Die akribische Darstellung des Krankheitsverlaufs komplementiert diesen Roman, ohne auf Poesie zu vergessen:

Es geht mir gar nicht anders – dich zu träumen ist mein Atmen.

Der dritte Roman nach Nebel und Dichtersgattin erweist sich als weiterer Beweis dafür, wie eng Schlembach mit dem Tod ist und sich damit tröstet, ihn als Freund zu haben. Auch wenn die Baggerschaufel mit mehr Selbstmitleid als Ironie gefüllt ist, so ertappt man sich dabei gelernt zu haben: Man kann mehrere Tode sterben und trotzdem ganz lebendig sein.

[Information] Mario Schlembach: Heute graben. Kremayr & Scheriau. 192 Seiten. 978-3-218-01295-9. 20 Euro.

Ein herzliches Dankeschön an den Verlag für das Rezensionsexemplar.

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Hej! I am Katka, and I love to write stories and recommend books.
"Deine Stadt ein zweites Mal ansteuern und Angst davor haben, wie sie ohne dich ist. Bei Ankunft überall nach dir suchen, rundherum dunkelgrauen Masken oder rosa-roten entdecken und rote, blaue Shirts und graue Shorts, der Hafen ist menschenvoll und du nicht da. Ans andere Ende der Stadt treiben und Spuren von dir suchen und schmunzeln, weil ich einen Mann mit einem Burrito auf einer Bierbank entdecke. Mich in den Gesprächen der anderen verlieren und dich so sehr vermissen, mein Herz legt mehr Knoten zurück als jedes unserer Schiffe." [update] Norbert Trawögers Spiel musste ich auch noch lesen, weil mich als Pädagogin sehr viel das Spielen herumtreibt. Spielend lernen, der homo ludens, die gamification des Unterrichts sind Begriffe, die mir in meiner Arbeit sehr häufig begegnen. [update] Eigentlich wollte ich immer schon etwas von Monika Helfer lesen. Irgendwo habe ich zufälligerweise mitbekommen, dass sie die Frau von Michael Köhlmeier ist, den ich ja für seine Märchen und Sagen Sammlungen und Hörbücher etwas besser kenne. Lesemonat März // Last book of March: Salonfähig von Elias Hirschl. Alle Bezugspersonen um Andreas sind Erwachsene und tragen jeweils ihr Päckchen Trauer, Trauma und Trostlosigkeit mit sich herum. Oma Lena scheint ihren Enkel zu hassen, wie sie verbal häufig kundtut. Mutter Ilse tritt als Verbündete der Großmutter auf, Vater Reinhold trinkt, raucht und versucht, die Vergangenheit zu vergessen. Onkel Bruno ist gewalttätig und lässt Andreas diese Abneigung spüren, da er sehr hart zu dem Jungen ist. Einzig Tante Hilde, sein „Herzlieb“, zeigt mit Güte und Warmherzigkeit Andreas eine andere Welt. Apropos #indiebookday: @mikrotext ist mein liebster, unabhängiger Verlag aus Deutschland. Apropos #indiebookday: @kremayrscheriau ist mein absoluter liebster, unabhängiger Verlag in Österreich. [rezension] Der 27jähriger Anwalt Mathias Gandt steht am Beginn seines Berufslebens, und möchte alles korrekt machen und die Knoten seines Lebens lösen. Er ist ein stringenter Listenmensch. Selbst seine Lebensziele formuliert er als Liste und anhand der drei Ks: Kanzlei, Karriere, Kind. Gleich zu Anfang des Romans gesellt sich unverhofft das vierte K dazu: Klaudia Antonini, die Lehrerin für Italienisch und Latein ist, und sich zum einen ihren großen Traum einer Literaturvermittlerin in der österreichischen Hauptstadt erfüllen mag und zum anderen eine Familie gründen möchte; im inneren Konflikt, dass sich der zweite Wunsch kaum mehr erfüllen mag mit siebenunddreißig Jahren.

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