Skip to content

katkaesk

writing. reading. recommending.

Menu
  • Rezensionen
  • Erzählungen
    • Gedichte
    • Geschichten
  • Publikation.
  • katkaesk.
    • Über mich
    • katkafragen
    • impressum
Menu

[Rezension] Dieses makellose Blau.

Posted on 7. März 20216. August 2021 by katkaesk

„Nach fünf, sechs Stößen wurden ihre Gedanken leerer. Die Worte flossen aus ihr heraus, wurden zerhackt von dem Auf und Ab. Hier und da zuckten Bilder durch ihren Kopf. Eine zerbrochene Tasse, Scherben. Der Briefkasten voller Post.“

Die 11 Kurzgeschichten in Sarah Raichs Dieses makellose Blau blicken in verschiedene Leben und Umgebungen. Eine Frau sucht ihre Katze in der Nachbarschaft und entdeckt das katzenartige Leben einer Frau in einer Garage, Mütter ergeben sich nicht ihrem Schicksal und Männer, die Autos brauchen, um mit ihrer Wut klarzukommen.

Die Autorin stellt Frauen in diesen elf Geschichten in den Mittelpunkt, jede anders und einzigartig. Während an einer Stelle ein rührendes Begräbnis für eine Kröte gehalten werden will, erlebt man in Gin Tonic Liebeskummer nach einer Trennung schmerzlich mit, man leidet förmlich mit:

Wenn sie wusste, warum etwas wehtat, ließ es sich aushalten. Es ließ sich packen und ordnen. Nur alles andere. Wohin nur mit all dem anderen.

Sarah Raich erzählt in sehr genau gebauten Kurzgeschichten von Lebenswelten, in denen nichts perfekt und herrlich ist. Sie erlaubt mit den Augen der Protagonistinnen in Momente einzutauchen und stellt zum Schluss mit Erstaunen fest, dass man komplett Teil des Textes geworden ist, so wie bei der Kurzerzählung der Fund:

„Das obere Ende des Stocks war seltsam rund und glatt. Sie zog ihn hervor und betrachtete ihn. Die Farbe war seltsam, bräunlich und nicht elfenbeinfarben, wie sie es sich vorgestellt hatte. Aber sonst bestand kein Zweifel. Marie hatte recht gehabt. Sie hielt einen Knochen in der Hand.“

Die Skurrilitäten des Alltags bringt uns die Autorin an einer simplen Hand, die an die Mutter erinnert, genauso nahe wie der Wunsch des Menschen fliegen zu können oder ein Tier zu sein. Dieses makellose Blau ist ein Kurzgeschichten-Band, der auch Leser*innen von Romanen begeistern kann. Geschichte für Geschichte wird man in eine Situation gekippt, ohne am Ende komplett darin zu versinken. Sarah Raich schafft eine einwandfreie Balance zwischen dem Empfangen und Verabschieden der Lesenden innerhalb jedes einzelnen Textes.

Dieses Buch ist eines, das wirken muss. Die Geschichten kostet man am besten happenweise wie ein Stück dunkle Bitter-Schokolade, das langsam auf der Zunge schmilzt. Sarah Raichs Prosadebüt ist nämlich genau das: Oft ein tiefer Einblick in die bittersüße Gedankenwelt von Frauen, manchmal ein Schlag in die Magengrube, alle schräg und so bildhaft, dass sie lange im Kopf nachtönen.

[Informationen]

Sarah Raich (2021): Dieses makellose Blau. Berlin: mikrotext. 117 Seiten. E-Book 7,99 €, Taschenbuch 14,99 €.

Hier bestellbar: mikrotext.de

Ähnliche Beiträge

Hej! I am Katka, and I love to write stories and recommend books.
Eine Zeugin deines Chaos sein, Ein neuer Text ist jetzt erschienen: Alle Sicheheiten brechen weg und zerkrümeln; wir sind Salzbrezeln, ein einer selbstgestrickten Tüte Dieses Buch hat mich aus der Leseflaute geholt. Es war mitgewandert auf eine Reise zu einer Tagung bzgl. Kommunikation und Teambildung im psychotherapeutischem Setting. Wie gut, dass es in dem Buch um den Aufenthalt in der Psychiatrie geht. Die Protagonistin lässt sich nach einem Selbstmordversuch einweisen und findet dort Freunde, arbeitet sich aber an der Monotonie des Alltags dort ab. Sie schläft auf dem Sofa vorm Stützpunkt, hat Angst und begehrt zwischen Ergotherapie und Zigaretten auf. Was ist es, dass einen so am Leben verzweifeln lässt? CN Leere. "Deine Stadt ein zweites Mal ansteuern und Angst davor haben, wie sie ohne dich ist. Bei Ankunft überall nach dir suchen, rundherum dunkelgrauen Masken oder rosa-roten entdecken und rote, blaue Shirts und graue Shorts, der Hafen ist menschenvoll und du nicht da. Ans andere Ende der Stadt treiben und Spuren von dir suchen und schmunzeln, weil ich einen Mann mit einem Burrito auf einer Bierbank entdecke. Mich in den Gesprächen der anderen verlieren und dich so sehr vermissen, mein Herz legt mehr Knoten zurück als jedes unserer Schiffe." [update] Norbert Trawögers Spiel musste ich auch noch lesen, weil mich als Pädagogin sehr viel das Spielen herumtreibt. Spielend lernen, der homo ludens, die gamification des Unterrichts sind Begriffe, die mir in meiner Arbeit sehr häufig begegnen. [update] Eigentlich wollte ich immer schon etwas von Monika Helfer lesen. Irgendwo habe ich zufälligerweise mitbekommen, dass sie die Frau von Michael Köhlmeier ist, den ich ja für seine Märchen und Sagen Sammlungen und Hörbücher etwas besser kenne. Lesemonat März //

Leseliste

mischen editorial staff
©2022 katkaesk | Design by Superb