Schlagwort: Literatur

  • [Litrobona Rezension] Cornelia Hülmbauer: oft manchmal nie

    [Litrobona Rezension] Cornelia Hülmbauer: oft manchmal nie

    vor dem haus gab es zwei fahnenstangen mit fahnen der automarke. eines nachts fuhr jemand betrunken gegen eine der beiden. sie knickte um und fiel auf den asphalt. der bruder lag im nebenzimmer und wurde nicht wach. Manch wehmütigen, als auch schmerzenden Blick auf die Kindheit und Jugend am […]

    Pro-Heimat, Anti-Dorf: Cornelia Hülmbauers Oft, manchmal, nie — litrobona
  • [rezension] Alexandra Maria Rath | Süsses wildes Wien

    [rezension] Alexandra Maria Rath | Süsses wildes Wien

    ALLEN: Zuckergoscherln, Naschkätzchen und -katern, Schleckermäulern, Honiggleichen, Naturverbunden, Städte-Liebhabern & Liebhaberinnen.

    KURZ: Den süßen Wiener Mädeln und Buben sowie deren Habaran.

    Wien ist und bleibt eine lebenswerte Stadt, meistens sogar so lebenswert, dass sie mehrmals auf Platz 1 weltweit landete. Das liegt, so muss man zugeben, nicht am Wiener Grant (der durchaus sehr liebenswürdig sein kann), aber mit Sicherheit auch an der Vielfalt der süßen Köstlichkeiten und Mehlspeisen. Zugegebenermaßen kann man diese Behauptung nicht wirklich beweisen, das Kochbuch „Süsses wildes Wien“ von Alexandra Maria Rath liefert einen kleinen Beleg dafür:

    Auf 224 Seiten befinden sich 55 Rezepte, von denen ein Großteil vegan ist. Zuckerjunkies und Mehlspeisen-Aficionados werden mitgenommen auf eine Reise durch unterschiedlichste Bezirke, die Reise beginnt im ersten Bezirk an der Hofburg mit der Taubnessel und endet dort in der Nähe am Graben bei den Tannen zur Winterszeit. Dazwischen pflückt man Holunder und Holler in Ottakring, Kriecherl in Hietzing oder Kornelkirschen (Dirndln) draußen in Stammersdorf, das zu Floridsdorf gehört. Verarbeitet werden Wildpflanzen, Blüten, Wildobst und Nüsse. Die Pflanzen werden gesammelt an Wiener G’stetten, im Garten auf Balkonen oder Terrassen, in größeren Parkanlagen, in Wiesen und im Wald teilweise auch auf Friedhöfen, der achtsame Umgang mit dem Sammeln wird natürlich auch thematisiert.

    Das Buch unterteilt sich sowohl in 13 Kapitel, wobei jedes Kapitel einer besonderen Pflanze gewidmet ist und dem außergewöhnlichen Ort, wo diese Pflanze zu finden ist, also auch die Rezepte in drei Schwierigkeitsstufen. „Süsses wildes Wien“ will nicht nur als Backbuch verstanden werden, es ist ein Fremdenführer, ein Lustmacher und ein Naschaufruf in gleichem Maße.

    Die Rezepte sind selbst in der schwierigsten Ausführung bewältigbar, was daran liegt, dass die Liste an benötigten Utensilien nicht allzu lang ist (für die meisten Rezepte reicht ein Schneebesen, ein Hand- bzw. Stabmixer, eine Küchenwaage, Teigspachtel, Kochlöffel, Tortenpalette und ein Nudelholz). Auch die Zutatenliste gerät nicht aus dem Ruder und alle zusätzlichen Zutaten hat man entweder zuhause, oder ganz sich diese leicht beim nächsten Supermarkt kaufen.

    Für Menschen, die sich im Gaumen nach Abkühlung sehnen, lässt es sich herrlich zu selbstgemachten Schokoeis, Holundersorbet oder Tanneneis schlemmen. Winteraffine Liebhaber*innen der süßen Küche werden sich an selbstgemachten Hustenzuckerln, Wipfelsirup und gebrannten Haselnüssen erfreuen.

    Wenn man nicht alle Begriffe versteht, ist das auch kein Problem: Ein angefügtes Glossar gibt Auskunft über die Wienerischen Dialektworte, die sehr zart und liebevoll in das Buch eingebunden worden sind.

    Mein absolutes Lieblingsrezept sind die Walnuss-Burgenlandkipferl, mit denen ich eine schöne Kindheitserinnerung verbinde: der Geschmack des noch warmen Germteigs und der süßen Nussfüllung, bei dem man gar nicht anders kann, als alles auf einen Satz wegzufuttern und sich ein Stück nach dem anderen in den Mund zu schieben. (und immer hat sie nie wer gegessen und immer waren sie zu wenig)

    Verantwortlich für dieses fantastische Buch zeigen sich vier sehr ambitionierte Menschen: Alexandra Maria Rath, die hier als Wildkräuter-Coach und Autorin fungiert. Stephan Mayer ist Food-Stylist und Speisefotograf und ist für die großflächigen, einladenden Fotos verantwortlich. David Maninger hat die grafische Ausgestaltung dieses Buch es übernommen in seiner Funktion als Grafikdesigner, genauso wie Alfons Theininger, der die Illustrationen für dieses Buches gemacht hat – selbst jene, die nicht gerne backen, werden dieses Buch gerne ansehen, weil es so sorgfältig gestaltet wurde.

    Ein bisschen Angst um all die netten Gaben der Natur hat man bei den beschriebenen Plätzen in Wien auf jeden Fall. Dieses Buch ist ein ideales Geschenk für alle Wien-Liebhaber*innen, sowie Mehlspeistiger der österreichischen, süßen Küche, das gern auch ein bisschen internationales Flair aufweisen darf.

    Süßes wildes Wien ist eine Handlungsanleitung: Bevor man einen Holler redet und verzapft, dann verarbeitet man ihn doch lieber zu einer großartigen Süßspeise.

    Informationen | Alexandrea Maria Rath | Süsses wildes Wien. Genascht wird, was in der Stadt wächst. | Gmeiner Verlag. | 224 Seiten | ISBN 9783839204191 | 32 Euro

    Ein herzliches Dankeschön an den Gmeiner Verlag für das Rezensionsexemplar.

  • [Sterbenswörtchen] Alexander Greiner.


    Wer sind diese großartigen Autor/-innen, die hie und da ein Sterbenswörtchen verlieren?  Mein letzter Gast für 2018 ist Alexander Greiner.  Alex (*1980) wurde in meiner Heimat in Mostviertel geboren, lebt mittlerweile in Wien und hat eine beachtliche Karriere hingelegt – vom Softwarenentwickler zum Unternehmensberater, verschiedene Intermezzi als Barista genauso wie Executive Housekeeper in Kroatien. Nichtsdestotrotz ist Alex ein großartiger Schriftsteller, der demnächst seinen Debütroman veröffentlichen wird. Bekannt wurde Alex durch Briefe aus dem Sturm – eine Anthologie, die perfekt für freie Tage ist und man Sehnsucht nach mehr hat. Alex hatte mit einem schweren Schicksalsschlag zu kämpfen – schließlich erhielt er die Diagnose Krebs.  Mit dem Wissen, wie schnell man in Richtung Endstation Leben fahren kann, hat er sich viele Gedanken gemacht:

    Was bedeutet der Tod für dein Schreiben?

    Der Tod ist ein Tabu und Tabus sind zum Brechen da. Wenn Menschen wie ich nicht darüber sprechen, wer tut es dann?

    Als ich einem Freund von meiner Krebserkrankung berichtete, sagte er: »Beschäftige dich mit dem Tod.« Ich folgte dem Rat und lernte, dass im Leben oft das nicht Gesagte zählt: die unausgesprochenen Unklarheiten, die verschwiegenen Zwistigkeiten, Liebesbeweise, Entschuldigungen, Zugeständnisse und das Bitten um Vergebung. Wollen wir das alles mit ins Grab nehmen? Weil mir bewusst ist, dass ich sterbe, will ich all das, was mir wert ist nachzudenken, mit meinem Schreiben klären und all das,was mir wert zu sagen ist, in Sätze gießen. Da der Krebs überstanden scheint, werde ich dafür noch viel Zeit haben.

    Wie politisch ist der Tod?

    Warum die Politik den Tod konsequent ausblendet, ist mir schleierhaft. Wenn es sich um das Schnellfahren auf der Autobahn, die nebeldicht verqualmte Gastronomie, die Volksdroge Alkohol, häusliche Gewalt, Altersarmut und Abschiebung dreht, schert sich die Politik einen Dreck um den Tod. Wir leben es der Obrigkeit nach, weil wir uns nicht einschränken wollen – schließlich geht es um die persönliche Freiheit. Ist doch unser Problem, wann und wo und wieso wir uns einen Glimmstängel zwischen die Lippen schieben und den x-ten Schnaps in die Birne knallen. Oder nicht? Den Politiker_innen ist der Tod egal, weil sie nicht so weit blickt. Er liegt jenseits jeder Legislaturperiode und gehört zum Leben dazu. Ist das der Grund, warum sie ihn ignoriert? Weil er unaufhaltsam ist, wie die Politik es von sich selbst glaubt? In einem Punkt ist die Politik aber sehr wohl am Tod interessiert: wenn er sich populistisch instrumentalisieren lässt. Anhand solch pietätlosem Verhalten können wir erahnen, wie unaufhaltsam sich manche Politiker_innen wähnen.

    Wie wirkt der Tod in sozialen Medien?

    Eventuell liegt es an meiner Filterblase, dass mir der Tod in den sozialen Medien äußerst selten begegnet.Wenn ich auf ihn treffe, dann in zwei Fällen: Entweder durchbricht er das allgegenwärtige Delirium der Unterhaltungskultur, weil er eine prominente Person geholt hat oder jemand wie ich schreibt einen neuen Beitrag zu Tod und Sterben. Meistens ist es Zweiteres. Wenn eine prominente Persönlichkeit verstorben ist, sehe ich online Folgendes: Alle Welt ist aus dem Häuschen, wie unvorhergesehen jemand von uns gegangen ist, von der oder dem zuvor geglaubt wurde, sie oder er verweilte ewig unter uns. Schließlich gehört Prominenz uns allen und wir wollen nichts verlieren. Vielleicht sind die Menschen aber nur deshalb so entsetzt, weil sie für einen kurzen Moment erkennen, dass sie endlich sind. Sicher verfliegt diese Klarheit, alsbald sie durch neue Katzenfotos oder Trailer ihrer Lieblingsserie abgelenkt werden.

    Was bleibt von Menschen, wenn sie nicht mehr sind?

    Es bleibt Zeug zurück. Beim einen massenhaft, beim anderen weniger, wenn sie oder er schon zeitlebens auf Minimalismus setzte oder es zeitgerecht unter die Leute brachte. Das Materielle ist aber nicht das, was zählt. Was wirklich von Menschen bleibt, wenn sie uns verlassen haben, ist das, was sie ausgelöst und weitergegeben haben: ihre Werte, Lebenseinstellungen, Fähigkeiten und ihre Liebe. Das wirkt in jenen Menschen weiter, mit denen sie zu Lebzeiten intensiv in Kontakt standen. Wir sollten weniger schaffen und mehr wirken, um ein erfülltes Leben zu haben.

    Was bleibt, wenn du gehst? Was geht, wenn du bleibst?

    Wenn ich gehe, bleibt mein Geist in den Erinnerungen meiner Freund_innen und Familie. Hoffentlich behalten sie den Gedanken an einen liebevollen Menschen, der bewirkt hat, was in seiner Macht stand. Ich werde unzählige Notizbücher und das eine oder andere publizierte Buch zurücklassen. Diese verblassen jedoch, wenn ich nicht mehr bin.

    Wenn ich bleibe, geht alles. Alles vergeht mit der Veränderung. Die Unbeständigkeit zieht sich konstant durch unser Leben. Sie istein ewiger Prozess, ohne den es kein Leben gäbe – oder es wäre bedeutungslos kurz. Mir gefällt die Idee, dass dieser stete Wandel das ewige Leben ist.

    Welches Kunstwerk drückt den Tod am besten aus?

    Viele verknüpfen den Tod mit der Farbe Schwarz. Ich nicht, denn er hat eine unbeschreibliche Weite, die jenach Stimmung in tiefes Blau, zeitloses Weiß oder sattes Rot getränkt ist. Wie die Drei-Farben-Trilogie des polnischen Regisseurs Krzysztof Kieślowski aus den frühen 1990er-Jahren. Kieślowskis Filmen sind die Themen Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit übergeordnet. Das hat zwar auf den ersten Blick nichts mit dem Tod zu tun, aber wie er diese Inhalte transportierte, zeigt mir, dass Leben und Tod dicht nebeneinanderliegen. Die Filme illustrieren Trauer, Verlust, Zäsur, Wut, Hoffnung, Reue, Fürsorge und viele weitere Aspekte von Sterben und Tod in unterschiedlicher Weise. Das Werk macht Mut. Schließlich sollten wir im Leben nicht zögern, in schwierigen Situationen Energie zu schöpfen und in Bewegung zubleiben. Damit wir selbstwirksam sind und Freiheit erlangen.

    Wie viele Tode kann man sterben?

    Wenn Veränderung das ewige Leben ist, können wir so viele Tode sterben, wie wir wollen. Wir haben es selbst in der Hand, ein Leben, das sich nicht gut anfühlt, aufzugeben. Das ist aber keine Ermutigung zum Suizid! Wir können das Leben jederzeit im Rahmen unserer Möglichkeiten verändern. Das ist eine Notwendigkeit. Alle sind aufgefordert, ihr Leben bewusst zu gestalten, statt fremdbestimmt einer Schablone nachzuleben. Dazu gehört, unpassende Lebensumstände zu beenden. Es belebt, den Tod einer solchen Lebensphase zu erfahren.

    Welchen Zustand hat der Tod?

    Ich glaube, der Tod ist deshalb so spannend und angsteinflößend, weil er flüchtig ist. Er ist nicht fassbar – im Gegensatz zum Sterben. Den Sterbeprozess können wir mit allen Sinnen wahrnehmen. Je nachdem, wie weit wir uns darauf einlassen, ermöglicht er uns, ihn bewusst zu erleben. Der Tod ist allerdings nur ein halber Atemzug.

    Inwieweit beeinflusst der Glaube/Nichtglaube den Tod?

    Der Glaube beeinflusst den Tod so weit, wie wir ihn zelebrieren. An diesem Punkt kann der Glaube unterschiedlich stark wirken und sogar maximalem Einfluss ausüben. Sterbe- und Trauerrituale und festgefahrene Traditionen beeinflussen unser aller Tod. Jeder Mensch ist angehalten, für sich zu überlegen, was zu seinem Leben passt und wie mit seinem Tod umgegangen werden soll. Der Nichtglaube beeinflusst den Tod ingenau derselben Weise, denn auch er ist letztendlich ein Glaube. Unsere Religionen bieten Thesen dafür, was beim und nach dem Tod mit uns passiert. Das ist aber nicht die Frage. Für mich geht es darum, dass »es« weitergeht, das Leben, oder eine Form von Leben, von der wir jetzt, in unserer aktuellen menschlichen Existenz, noch keine Vorstellung haben. Oder wer kann von sich behaupten, im Mutterleib das Leben in der Erdatmosphäre vorausgeahnt zu haben? Der Tod ist nicht das Ende von allem.

    Was bedürfe einer Änderung in der Welt, bevor man geht?

    Akzeptieren wir den Tod und überwinden wir die Angst davor. Nehmen wir ihn als das an, was er ist: Teil unseres Lebens. Lösen wir das Tabu auf und leben wir im Bewusstsein, dass unsere Körper nicht von Dauer sind. Leben wir so, wie es Bronnie Ware in ihrem Buch »5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen« darstellt: weniger arbeiten, die eigenen Gefühle ausdrücken, Kontakt zu Freund_innen halten, mehr Mut haben und glücklicher sein. Mag sein, dass das die Lösung vieler Konflikte auf der Erde wäre und für der hin das Menschenheil.

    Alex kann man hier auch folgen bzw. seine Bücher bestellen:

    Blog   ◊   Twitter   ◊   Twenty-Six

  • [Sterbenswörtchen] Helmut Scharner.

    Wer sind diese großartigen Autor/-innen, die hie und da ein Sterbenswörtchen verlieren? Meinen neuen Gast lernte ich als Roman in der Buchhandlung meines Vertrauens kennen.  Es war vorletztes Jahr an Weihnachten, als ich das Buch in die Hände nahm und die ersten Seiten anlas. Ich war erstaunt. Wirklich? Ein Kriminalroman über meine Heimat? Unsicher, dass dem tatsächlich so sei ging ich zu meiner Buchhändlerin, die meine Fragen mit „Ja, ein Debütkriminalroman! und ja, ein Autor aus unserer Gegend!“ beantwortete und in das Buch gleich ein Lesezeichen legte und mich fragte, ob ich denn wieder eine Stofftasche für den Mostviertler mithätte.  Schnell gekauft und gelesen, wusste ich, dass das etwas Längerfristiges zwischen mir und Helmut Scharner würde. Ich musste nicht lange warten und konnte im April 2017 den nächsten Roman lesen – Mostschlinge,  wie der erste Band im Gmeiner Verlag erschienen. Seitdem warte ich auf den nächsten Kriminalroman ganz ungeduldig.  Helmut hat bereits zwei weitere Romane geschrieben: Nordlicht oder Sari  und Blues und Tango. Bemerkenswert neben seinem schriftstellerischen Tätigkeiten ist, dass Helmut schon über 50 Länder bereist hat. Er hat sich auf eine weitere Reise eingelassen: Die mit mir über den Tod zu reden. Ich freue mich sehr, dass er mir Rede und Antwort stand:

     

    Was bedeutet der Tod für dein Schreiben?
    Da ich Kriminalromane schreibe, spielt der Tod in meinen Texten eine zentrale Rolle. Meine Leser begleiten nicht nur den Kommissar bei seiner Suche nach dem Täter, sondern sie leiden, trauern und hassen auch mit den Angehörigen der Opfer mit. Als Autor muss ich mich diesen Gefühlen meiner handelnden Figuren stellen, besonders schwer ist mir das in einer Szene gefallen, bei der sich eine meiner Figuren selbst das Leben nimmt.

     

    Wie politisch ist der Tod?
    Der Tod an sich ist nicht politisch und man hat auch nicht die freie Wahl, ob man sich für oder gegen den Tod entscheidet. Früher oder später ereilt er jeden. Die Politik jedoch hat Einfluss darauf, wann und wie der Tod die Menschen heimsucht. Gesetze können einen gesünderen Arbeitsplatz und einen sicheren Straßenverkehr bewirken und so für ein längeres Leben sorgen. Wenn Politik hingegen versagt, kann das für Menschen Elend und Tod bedeuten.

     

    Wie wirkt der Tod in sozialen Medien?
    Nach meiner Erfahrung wurde der Tod lange aus den sozialen Medien ausgespart, ist in den letzten Jahren aber sichtbarer geworden. Dabei stelle ich zwei unterschiedliche Strömungen fest. Einerseits zeigen Angehörige jetzt auch ihre Trauer in sozialen Medien und erhalten dadurch von ihren Freunden und Bekannten Anteilnahme. Ein Weg den man begrüßen kann. Andererseits wird der Tod jedoch auch von unterschiedlichen Gruppierungen missbraucht, um eigene Interessen zu verfolgen, Ängste zu schüren und auszugrenzen, was sehr bedenklich ist.

     

    Was bleibt von Menschen, wenn sie nicht mehr sind?
    Die Erinnerungen ihrer Angehörigen und Freunde und was sie erschaffen haben. Je nachdem wie intensiv und nachhaltig sie gelebt, geliebt und etwas erschaffen haben, bleiben sie also kürzer oder länger in Erinnerung.

     

    Was bleibt, wenn du gehst? Was geht, wenn du bleibst?
    Wenn ich gehe, lebt ein Teil von mir in meiner Tochter weiter. Wenn ich bleibe, kann ich mein Kind noch länger unterstützen und begleiten.

    Als Autor bleiben meine bisherigen Romane zurück und viele bisher unveröffentlichte Textentwürfe. Wenn ich länger lebe, steigt die Wahrscheinlichkeit, etwas zu schreiben, das vielleicht über meinen Tod hinaus gelesen wird. Viele Autoren träumen wahrscheinlich davon, aller Voraussicht nach ist es mir, wenn ich Tod bin, jedoch vollkommen egal, ob ich zu diesem Kreis gehöre oder nicht.

     

    Welches Kunstwerk (Buch,Film,Text, Musik, Bild) drückt den Tod am besten aus?
    Hier gibt es viele Werke, die zu erwähnen wären, sofort ist mir jedoch eines in den Sinn gekommen – und zwar: Die Bücherdiebin von Markus Zusak.

    Mittlerweile gibt es dazu auch einen gut umgesetzten Film, ich empfehle aber zuerst das Buch zu lesen. Markus Zusak und der Tod höchstpersönlich erzählen die Geschichte der kleinen Liesel in Deutschland während des zweiten Weltkrieges.

     

    Wie viele Tode kann man sterben?

    Nur einen Tod stirbt man letztendlich tatsächlich. Es können uns jedoch viele kleine Schritte dem Tod immer ein Stückchen näherbringen.
    Unsere Mitmenschen können uns derart kränken oder solche Schmerzen zufügen, dass es sich jeweils wie ein „kleiner Tod“ anfühlt. Also können wir unzählige „kleine Tode“ sterben, solange wir sie zulassen und uns nicht wehren.

     

    Welchen Zustand hat der Tod?
    Den Tod selbst stelle ich mir als zustandslos vor. Die Frage aller Fragen lautet, kommt etwas nach dem Tod? Und falls ja, was?

     

    Inwieweit beeinflusst der Glaube/Nichtglaube den Tod?
    Glaube gibt uns Hoffnung, dass es nach dem Tod weitergeht. Der Gläubige vertraut darauf, wieder mit seinen Liebsten vereint zu sein und selbst mit dem Tod nicht vollkommen ausgelöscht zu werden. Regeln für ein gutes Zusammenleben wurden von den Geistlichen aufgestellt, mit dem Hinweis auf eine Hölle nach dem Tod, wenn wir uns nicht an ihre Vorgaben halten.

    Leider wird der Glaube in seiner extremsten Form auch missbraucht und die Gläubigen werden manipuliert. Dabei spielt das Versprechen an ein besseres Leben nach dem Tod oft die zentrale Rolle.

    Nichtgläubige können sich nicht an die Hoffnung an ein Leben nach dem Tod klammern. Sie müssen daher versuchen im Hier und Jetzt ein gelungenes Leben zu führen. Theoretisch könnte also der Gläubige im Angesichts des Todes hoffnungsfroh sein und der Ungläubige traurig oder verzweifelt. Letztendlich liegt es an jedem Menschen, wie er damit umgeht, hilfreich ist mit Sicherheit, egal ob gläubig oder nichtgläubig, wenn man im Angesicht des Todes auf ein erfülltes Leben zurückblicken kann.

     

    Was bedürfe einer Änderung in der Welt bevor man geht?
    Leider viel, insofern kann ich hier nur einige Beispiele nennen. Oft habe ich das Gefühl, selbst zu wenig bewirken zu können, obwohl man im Kleinen beginnen muss. Meine Familie und ich schaffen es, lokale Biolebensmittel zu kaufen, um einerseits die heimischen Bauern zu fördern und andererseits dem Einsatz von Pestiziden entgegenzuwirken. Hier gibt es in Österreich viele Menschen, die ähnlich handeln und dadurch wird dann auch tatsächlich etwas bewegt und geändert.

    Meiner Meinung nach wäre es wichtig, den Menschen die Angst vor dem Fremden und Unbekannten zu nehmen. Dadurch hätten Politiker und Extremisten weniger Möglichkeiten mit hohlen Phrasen und Ausgrenzung ihre Anhänger zu gewinnen, zu polarisieren und die Menschen gegeneinander aufzuhetzen.

     

    Helmut kann man hier auch folgen bzw. seine Bücher bestellen:

    Blog   ◊   Facebook     ◊    Gmeiner Verlag

  • Budapest is for writers (and readers too.)

    Wer Budapest besuchen möchte und bibliophil ist, hat so seine Schwierigkeiten gute Adressen ausfindig zu machen und nette Bibliotheken und Stores zu entdecken. Wir aber haben eine kleine Reise gemacht und können nun einen wirklich netten, kleinen Reiseführer präsentieren, was man als bücherliebender Mensch in Budapest so alles machen kann:

    If you want to visit Budapest and you are a booklover then it’s really hard to get some good adresses and it’s difficult to discover nice libaries and bookstores, too. We travelled to Budapest a while ago and we are proud to present you a nice, tiny travel guide what you can do in Budapest if you are bibliophile:

    Plätze zur Inspiration // places for inspiration

    Unser erster Stop war mitunter auch der großartigste Stop: Atlantisz Könyvkiadó (Anker köz 1-3, 1061 Budapest, Öffnungszeiten: 10:00 bis 18:00) Eine gute, sortierte Buchhandlung, die einen Schwerpunkt auf Uni-Literatur legt. Es gibt Bücher in vielen Sprachen, die größten Abteilungen sind in Deutsch und Englisch. Auch das Design der Buchhandlung ist großartig. Man fühlt sich sehr willkommen.

    Our first stop was probably also the most magnificent bookstore: Atlantisz Könyvkiadó (Anker köz 1-3, 1061 Budapest, opening hours: 10:00 to 18:00). It was a really well sorted bookstore with lots of literature for university students. There are a lot of books in different languages, most of them are in German and English (and of course Hungarian). We fell in love with this wonderful place because the appearance of this bookstore is just so awesome.

    ***

    Dann sind wir über ein Antiquariat gestolpert – Könvyek Könvytárak Vétele (entlang der Üllői út) es hatte soviele deutsche Bücher, wir waren ganz erstaunt. Wir haben dort leider nichts für uns entdeckt, aber die Räumlichkeiten sind so voll mit Büchern gestopft, dass wir euch das nicht vorenthalten wollen:

    A little bit later we found a nice second-hand bookshop Könvyek Könvytárak Vétele (along the road Üllői út) which was full of german books, it was stunning. It’s a pity that we didn’t find anything that was for us. But there is one thing we want to show you: Every wall of the second-hand bookshop was filled with books up to the ceiling:

    Besonders schön war, dass wir einen Markt in Budapest erleben durften. Am bekannten Vörösmarty tér – Platz findet fast täglich der berühmte Paprika Markt statt (geöffnet von 10.00 – 22.00).  Neben kulinarischen Köstlichkeiten konnten wir auch einen Stand von Bomo Art Budapest entdecken, der mitunter großartiges Material für Autor/-innen vertreibt.

    In particular it was a really nice experience to get to know an outside market in Budapest. At the well known Vörösmarty tér – square there is the famous paprika market (open from 10.00 am to 10.00 pm). Besides the great food and beverages there is also a market stall by Bomo Art Budapest, where you can get some really great stuff for authors.

    Ein weiterer Tip (besonders für Freunde der Musik) sei der Buchladen Rózsavölgyi és Társa in der  Szervita tér 5, 1052 Budapest (Öffnungszeiten: 10:00 bis 20:00). In Österreich ist mir kein Geschäft bekannt, das über derart viele Partituren für verschiedenste Instrumente verfügt. Zudem haben sie auch noch tausende an Büchern für die bibliophilen Freunde – und: wunderschöne Postkarten.

    Another tip (especially for music lovers) is Rózsavölgyi és Társa in der  Szervita tér 5, 1052 Budapest (open from 10.00 am to 10.00 pm). I don’t know any store in Austria that have so many scores for different instruments available. Additionally, they have thousands and thousands of books for bibliophile friends – and: you also can get beautiful postcards.

    Eine Odyssee ist es, die Bibliothek im Burgviertel (Öffnungszeiten: 9:00 – 20.00) zu finden. Aufgrund vieler Baustellen suchten wir den Eingang ziemlich lange. Wer in die Architektur der 1980iger Jahre verliebt ist und viel auf kommunistische Zweckbauten hält, ist hier richtig. Besonders lustig muten die Zettelkataloge an, die vollständig! erhalten sind. Aber: Hier gibt es 7 Millionen Bücher und ein kleines Museum zur Geschichte der Bibliothek. Die Adresse: Országos Széchényi Könyvtár, Budavári Palota „F“ épület.

    You can’t imagine the Odyssey we had to go through to get to the library (open from 9.00 to 20.00) at Castle- Quarter. There were a lot of construction sites that made it difficult to get into the library. If you are interested in architecture of the 1980ties and you like communistic functional buildings you are right here – for sure. It’s really funny that the library preserved all of their card indexes. But: Here are 7 million books and a little museum about the history of this library. The adress: Országos Széchényi Könyvtár, Budavári Palota „F“ épület.

    Unser letzter Halt erreichten wir per Zufall: In der Nähe des berühmten Astoria Hotels entdeckten wir die Buchhandlung Líra Könyvesbolt (Múzeum krt. 17, 1053 Budapest, Öffnungszeiten: 10:00 – 18:00). Wer englische Young Adult Novels, aber auch Fantasy mag, der wird hier fündig. Deutsche Bücher gibt es hier nur wenig, zudem gehört diese Buchhandlung einer Kette an.

    Our last stop was a lucky strike: In the vicinity of the famous Astoria hotel, we discovered the bookstore Líra Könyvesbolt (Múzeum krt. 17, 1053 Budapest, opening hours: 10:00 – 18:00). If you are interested in english-written young adult novels or fantasy, you are going to find something here. There are only a few German books, also this bookshop belongs to a bookshop chain.

    Nette Plätze zum Schreiben // Nice places for writing

    Wenn man nette Cafés zum Schreiben sucht, wird man in Budapest sicher fündig. Es gibt soviele kleine Läden mit nettem Personal und kreativem Essen, dass man unbedingt dort bleiben möchte. Ich möchte zwei davon empfehlen:

    If you are looking for a nice café where you can write, you are going to find a lot in Budapest. There are so many nice little coffeeshops with really likeable staff and creative food that you want to stay there forever. I want to recommend two of them:

    ***

    Wenn du in Budapest bist, musst du unbedingt ins Café Spinoza (Dob u. 15, 1074 Budapest, 8:00 bis 23:00) schauen. Es ist tröstend und warm darin, dass man sich gleich ein bisschen besser fühlt. Das Essen schmeckt fantastisch und ist frisch und man kann ungestört arbeiten und aus dem Fenster schauen.

    If you are in Budapest, you have to visit Café Spinoza (Dob u. 15, 1074 Budapest, from 8:00 till 23:00). It is really comforting and warming and you suddendly feel cheered up by the athmosphere. The food tastes fantastic and it’s fresh. But we don’t want to forget the most important point: You can work there undisturbed and have a cozy look out of the windows.

    Unser all time favourite wird das internationale Café samt Buchhandlung Massolit sein (Nagy Diófa u. 30, 1072 Budapest, Öffnungszeiten: 8:30 bis 19.30). Warum? Die Buchauswahl ist großartig und gigantisch. Alle Bücher dort sind auf Englisch. Hier kann man sich einen workspace mieten und auch gemeinsam arbeiten und schreiben. Es gibt selbstgemachten Kuchen. Das Personal spricht richtig gut Englisch. Die Musikauswahl ist zum Verlieben. Und sonst auch: Hach. Es ist Liebe.

    Our all time favourite is going to be the international café and bookstore Massolit (Nagy Diófa u. 30, 1072 Budapest, Öffnungszeiten: 8:30 bis 19.30). Why? Because they have so many books that you can dream at night about them. All books are in English. It’s possible to rent a workspace and work and write together. Not to forget: There are homemade pies, cakes and cookies. The staff speaks most perfect English, I’m sure you won’t forget. The music there is to die for. Yep. It’s love at the first sight.