Autor: katkaesk (Seite 7 von 22)

[rezension] Kaltes Herz fast Eis | Michaela Kastel

„Ich bleibe stehen und verschnaufe. Ich habe die Teufelsmauer erreicht. Zwei Stunden bin ich bereits unterwegs, zwei Stunden nichts als Frischluft, Kälte und das Ausschöpfen dieser Kraft, die sich in den quälenden Tagen des Nichtstuns wie etwas Fauliges in meinem Körper aufgestaut hat und dringend ausgeschieden werden muss. Manchmal komme ich mir vor wie ein weit geöffnetes, tiefes Gefäß vor, das jeden Sonnenstrahl, jedes Molekül in sich auffängt und in pure elektrifizierende Energie verwandelt.“

Caro versteht nicht, was ihren Verlobten Alex immer wieder in die Berge gezogen hat. Selbst nach seinem baldigen Tod in den Bergen versteht sie es nicht. Mit ihrem Bruder Ben begibt sie sich in seinen Ferien nach Schirau, der Ort, an dem ihr Verlobter gestorben ist. Alte Wunden klafften hier erneut auf, genauso wie die schroffe und kantige Oberfläche der Berge rund um sie: Das Sterben ihrer Eltern hat sie und ihren Bruder in ein tiefes Loch gezogen, genauso wie der unerklärliche Tod von Alex, der als versierter Kletterer nie hätte umkommen dürfen. Mit dem Profikletterer Samuel Winterscheidt kommen endlich Antworten in ihr Leben, war er es doch, der bei der Rettungsaktion für ihren Verlobten beteiligt war. Samuel zeigt sich dabei zunächst alles andere als zugänglich. Abweisend und herrisch weist er jede:n in seine Bahnen, wenn ihm jemand zu nahe kommt. Caro schafft es dennoch und bekommt Sami dazu, ihr das Klettern beizubringen. Was Caro nicht weiß, ist, welche Geheimnisse der Kletterer vor ihr verbirgt.

Es ist furchterregend und wunderschön zugleich. Eine fremde, wilde Welt, die dich genauso schnell begeistert, wie sie dich umbringt.

Kastels Roman ist ebenso furchterregend und wunderschön zugleich. Eine fremde, wilde Welt tut sich da auf: Sie blickt in menschliche Abgründe und stellt die Lesenden vor Dilemmata: Darf man sich zugunsten von anderen retten? Geht Eigenschutz tatsächlich immer vor Fremdschutz? Welche Zugeständnisse muss man machen, wenn man in der Schuld von jemand anderen steht?

So muss es sich anfühlen, wenn man auf dem Weg ins Paradies ist. Oder in die Hölle. Ich schon immer, dass eines wie das andere ist. Nur durchs Klettern erreicht man den wahren Himmel. Und genau das werde ich jetzt tun.

„Kaltes Herz fast Eis“ liest sich wie eine Hymne an das Klettern, ist jedoch mehr als nur ein Bergsteigerroman, sind die Berge als rahmengebende Handlung zu verstehen und die Beziehungen der Figuren untereinander viel wesentlicher für das Fortkommen der Geschichte. Neben Caro und Samuel sind vor allem die Oliver, Samuels Bruder und Jana, Freundin und Angestellte von Samuel und Oliver wesentlich für den Roman. Manfred, als jüngste und manipulativste Figur, sowie der Wolf entpuppen sich als netter, wenn auch nicht nötiger Sidekick für die Geschichte.

Es war dumm zu glauben, meine Welt gegen seine eintauschen zu können, bloß weil meine in Trümmern liegt. Die Teile passen nicht zueinander, und versucht man sie gewaltsam zusammenzustecken, wird nur alles zerbröckeln.


Dieser Roman entscheidet sich nicht gewaltsam, was er sein möchte: Zwischen Thriller, Liebesgeschichte und Krimi eingebettet wird hier eine Geschichte erzählt, die trotz all der Kälte und dem Eis, es zumindest ein bisschen schafft, das Herz warm werden zu lassen für die gute Ausgestaltung der Charaktere. Liebhaber:innen von schnell erzählten Romanen und dem unbändigen Bedürfnis, von Literatur unterhalten und zeitgleich informiert zu werden, finden mit Kastels „Kaltes Herz fast Eis“ eine Erzählung, die dies mit Sicherheit abdeckt. Wer handlungsgetriebene, perspektivreiche Romane mag und gern einmal in die Thematik des Kletterns einsteigen möchte, erklimmt dieses Buch so einfach wie die im Roman beschriebene, fiktive Teufelsmauer.

[Information] Kaltes Herz fast Eis. Michaela Kastel. Emons Verlag. 352 Seiten ISBN 978-3-7408-1242-3, 22,70 €.

Danke an die Literaturagentur Wildner für das Rezensionsexemplar.

[rezension] Erbgut | Bettina Scheiflinger

Diese Sprache lässt die Hände ihrer Mutter und der Nachbarinnen tanzen. Es ist die Sprache der Mutter, die Rosa nicht versteht.

Multiperspektivisch konzipiert, erzählt dieses Buch die Geschichte von vier Frauen und einem Mann, der das Bindeglied für die unterschiedlichen Biografien dieser Frauen darstellt. Rosa ist dabei eine von fünf Stimmen, die sich in Bettina Scheiflingers Debütroman „Erbgut“ erhebt. Sophia und Johanna bilden dabei die älteste Erzählriege, bei der auf drei Generationen angelegte Geschichte. Trotzdem gleicht ihr Leben der jeweils anderen nicht:

Sophia kämpft mit Rassismus aufgrund ihrer Ehe mit einem Schweizer namens Emil. Mehr als nur einmal hören Sophia, Emil und ihre Töchter Maria und Rosa, dass sie eine Tschinggenfamilie sind – im Dialekt eine abwertende Bezeichnung für Familien, in denen ein Teil davon ItalienerInnen sind. Das Suchen nach Identität und Ruhe führt die Familie an verschiedene Orte, genauso wie die Verweigerung seitens Sophia ihren Töchtern Italienisch beizubringen.

Johanna lebt auf einem Hof, der gleichsam ein Gasthaus ist. Sie führt allein gemeinsam mit ihren Kindern Frieda, Ilse und Arno den Betrieb, da sich ihr Ehemann Franz aufgrund seiner nationalsozialistischen Vergangenheit in einem Gefangenenlager befindet. Mit Johanna erlebt man das Schicksal einer tapferen, unabhängigen, alleinstehenden Frau, die trotz der Rückkehr ihres Ehemannes separat und isoliert bleibt.

Arno entkommt im Laufe des Romans dem Vater-Sohn-Konflikt nicht. Häufig physisch schwer vom Vater misshandelt, kämpft er Zeit seines Lebens mit seinen Rollen als Sohn von Franz und Sophia, Ehemann von Rosa, als auch Vater von der Anna und der Ich-Erzählerin. Arno und Rosa erzählen jeweils als zweite Generation im Buch über die eigene Biografie, die zweifelsohne um die Suche nach Zusammenhalt, Krankheit, familiäre Beziehungen und Selbstverwirklichung dreht.

Frieda, als Schwester von Arno, Schwägerin von Rosa und Tochter von Sophia, zeigt sich dabei wesentlich für die Erzählung. Sie stellt in diesem Roman mit ihrer Lebensgeschichte einen weiteren Erzählstrang dar, an dem das Thema Abtreibung, Unabhängigkeit und Verlust von Lebensentscheidungen abgearbeitet wird.

Das Ich, das als Tochter von Arno und Rosa Platz in der Erzählung findet, durchwandert im Laufe der Erzählung die Phasen der Abnabelung ihres Elternhauses, des eigenständigen Wohnens in Wien und der Suche nach einer Liebe, die sich gut anfühlt. Als jüngste Erzählstimme in den Roman eingeflochten, erfährt man über die Suche einer jungen Frau nach dem Verständnis für ihren Körper, der häufig von einer Hassliebe begleitet wird, auch in Zeiten einer unerwarteten Schwangerschaft:

Ich stehe nackt vor dem Spiegel im Bad. Ich frage mich, ob dieser Körper, mein Körper, gut genug ist. Ich suche Stellen, die es mir beweisen. Ob es möglich sein wird, ihn zu akzeptieren, irgendwann, frage ich mich. Er verändert sich dauernd, innen und außen.

Scheiflingers Roman „Erbgut“ benötigt Durchhaltevermögen, Anstrengung und Konzentration beim Lesen, aber: Es lohnt sich. Wenn man davor nicht zurückscheut und sich auf die vielen Perspektivenwechseln einlassen kann, wird man mit einer Geschichte belohnt, die facettenreicher nicht sein könnte.

Wenngleich der Konflikt zwischen Arno und Franz sich wiederholt auflädt und nie zu einer Entladung kommt und dieser bedauerlicherweise keine Entwicklung widerfährt, wird diese den Frauenfiguren immerhin auf sehr vielen Ebenen zugestanden.

Sehr beeindruckend ist der Umgang mit dem Thema Körper und Schwangerschaft, die nicht nur als etwas Positives beschrieben wird. Alle Körper, ob alt, jung, dick, dünn, gesund, krank, schwanger oder nicht, werden thematisiert und jede Erzählfigur bekommt Raum und Zeit, diesen auszuverhandeln:

Meine Haut kräuselt sich wohlig unter meiner Berührung und es rieselt in meiner Brust.

Bettina Scheiflinger verwebt in die Geschichte dreier Generationen, die unterschiedlicher nicht sein können, krass schöne Sätze, die hängen bleiben und für sich alleinstehen können:

Dabei berühre ich mich und ihn mit meinen Händen, an den Schülern, am Hals, bis zu den Beinen. Wir sind ein Knäuel aus Haut und Gliedern und Atemstößen.

Die Hürde, personale und auktoriale Perspektive zu vermischen und dabei noch Sinn zu ergeben, wurde meisterhaft genommen. Die Dynamiken im konzipierten Figurenensemble sind spannend, vielschichtig und gut erzählt. „Erbgut“ von Bettina Scheiflinger, im Verlag Kremayr & Scheriau kürzlich erschienen, gliedert sich damit mehr als verdient in die Reihe gelungener Debütromane ein.

[Information] Erbgut. Bettina Scheiflinger. Verlag Kremayr und Scheriau. 192 Seiten. ISBN: 978-3-218-01329-1. 22 Euro.

Das Rezensionsexemplar wurde von der PR-Agentur für Öffentlichkeitsarbeit des Verlages zur Verfügung gestellt. Ein großes Dankeschön hierfür.

[litrobona|rezension] Ein Mädchen namens Wien | Sahar Mandûr

Sahar Mandûrs Ein Mädchen namens Wien. Ein Frauenleben REZENSION Katharina Peham, 10. August 2022 Wien, ein Mädchen, deren Geburt im libanesischen Beirut von Bürgerkrieg begleitet wird und gleichzeitig mit ihrem Geschlecht die Hoffnung des Vaters auf einen Stammhalter begräbt, sucht ihren Platz als Mädchen, später als Frau in einer Gesellschaft, die sich zwischen Tradition und […]

Litrobona geht auf Reisen I — litrobona

[rezension] Stille Kometen // Angelika Stallhofer

Stille Kometen, das sind in Angelika Stallhofers Fall ruhige und doch bewegte Gedichte. Kurz und bündig steht jedes Gedicht auf einem weißen Blatt, damit nichts die kometenhafte Ruhe des einzelnen Gedanken stört. Der Band selbst strukturiert sich in fünf Teile:

Brennen, Wasserstelle, Surren, Schlingen, Schwebebahn

Angelika Stallhofer hat das Zeug für Worte zu „Brennen“, wie man bereits im ersten Kapitel merkt. Sie ist zunächst allein mit all den Wörtern und lässt auch Lesende so stehen. Sinnspruchgeflügelte Worte und ein Ahnen nach dem Tod, um den sich das Leben zweifelsohne dreht, ein schwarzes Loch inmitten unseres Alltags, ein lyrisches memento mori wird hier ausgebreitet. In poetische „Wasserstellen“ watet Stallhofer und vermag mit der Nacht zu reden und lässt Worte wie Windhunde los. Sie begibt sich auf Identitätssuche und gewinnt Lesende hier:

Was ich werden wollte / groß und liniert / (nicht klein und kariert)

Stille Kometen / Angelika Stallhofer

Dieses Gedicht bildet wohl die Ausgangslage für die grafische Detailliebe, für die sich Andrea Zámbori zuständig fühlt: feine Linien (nichts Kariertes) in rosa, pink, blau und Backpapierfarben gehalten gesellen sich zu den fünf Kapitelüberschriften jeweils eine Collage hinzu. Zámbori unterstützt Stallhofer bei der Suche nach der Herkunft, da finden (gedankliche) Wolkenhäuser genauso Platz wie ein schlafender, kuschelnder Fuchs und eine dunkle Nacht draußen vor dem Fenster. Die Bilder an sich zeigen eine Einsamkeit, die wassertrübblau eine Geschichte erzählen, von einem grafischen Du, das Stallhofer gekonnt auffängt. Plötzlich finden sich da Fragen nach dem Sein und des eigenen Lebens: Ob der rote Faden im Leben auch eine andere Farbe haben darf, z. B. grün, blau oder gelb.

Im dritten Kapitel wird das „Surren“ laut, hier erwartet die Lesenden Paradoxien:

Paradoxon: Zum Luftholen musst du abtauchen

Stille Kometen / Angelika Stallhofer

Die Härte der Lebensrealität, sodass Mensch im Wasser versinken möchte, bietet einen thematischen Übergang zum Reisekapitel „Schlingen“. Die Autorin nimmt uns mit in Traumwelten und reist mit uns nach Italien, die Via Appia entlang, zeigt uns ein Stück von Paliano und landet schlussendlich an der Molo Audace in Triest. Hier treibt das Meer und der Wind die Lyrik an und macht eine Punktlandung ganz unverhofft in Barcelona. Mit diesem Urlaubsgefühl entlässt uns Stallhofer in die „Schwebebahn“. Hier tänzelt, schwirrt und flattert man um das lyrische Du, das groß aufgeladen ist und mit einem liebevollen Blick bedacht wird. Liebesgedichte, wie Notizen auf den Tisch geklebt: für den Anderen.

Lesende werden in ein Meer an Gefühlen geworfen, das Wasser dominiert auf dem Cover, in das still die Kometen fallen und versinken, auch zwei Kapitelbilder verwässern sich. Zum Schluss wünscht sich auch das letzte Gedicht, dass ein Vogel lieber das Blaue singt, als eine Erdbeere zu stehlen. Hier wird auf ein patentiertes Tapetenmuster von William Morris referenziert, strawberry thief – bei dem ein Vogel frech eine Erdbeere im Schnabel hält und der andere zwitschert.

„Stille Kometen“ ist von feingesponnener Erzählseide. Stallhofers Gedichtband didn’t get the blues, auch wenn er in manchen Kapiteln ein bisschen damit spielt. Hoffnungsfroh und sanft erzählt das Büchlein einen (Arbeits)prozess, der vor allem Lesende von Aphorismen sehr begeistern dürfte.

[Information] Stille Kometen. Gedichte. Angelika Stallhofer. Mit Illustrationen von Andrea Zámbori. edition ch. 74 Seiten. 15 Euro. ISBN 3-978-901015-76-2

Ein herzliches Dankeschön an die Autorin für das Rezensionsexemplar.

[rezension] Die Königin von Troisdorf // Andreas Fischer

Ich bin ein Luftschlucker. Das gefällt mir. Ich will gerne ein Luftschlucker sein.

Andreas schluckt viel mehr als die Luft in diesem Buch. Er ist als Kind dazu gezwungen, die Vergangenheit seiner Vorfahren zu „schlucken“, immer ohne Kontext und viel zwischen Zeilen. Er schluckt verbale Entgleisungen wie körperliche Gewalt, Bedrohung wie Streit, großelterliche Diffamierung wie Lieblosigkeit.

Alle Bezugspersonen um Andreas sind Erwachsene und tragen jeweils ihr Päckchen Trauer, Trauma und Trostlosigkeit mit sich herum. Oma Lena scheint ihren Enkel zu hassen, wie sie verbal häufig kundtut. Mutter Ilse tritt als Verbündete der Großmutter auf, Vater Reinhold trinkt, raucht und versucht, die Vergangenheit zu vergessen. Onkel Bruno ist gewalttätig und lässt Andreas diese Abneigung spüren, da er sehr hart zu dem Jungen ist. Einzig Tante Hilde, sein „Herzlieb“, zeigt mit Güte und Warmherzigkeit Andreas eine andere Welt.

„Die Königin von Troisdorf“ ist ein Kriegsenkelroman, der sich so individuell gestaltet und trotz alledem eine typische deutsche Nachkriegsfamiliengeschichte erzählt. Der Aufbau Westdeutschlands atmet man nebenher ein: Nach den zwei Weltkriegen arbeitet sich die Familie mit dem Fotogeschäft hoch, baut Mietshäuser, wird vermögend – eine typische Aufstiegsgeschichte, die vor allem den Satz mit sich trägt: Leistung lohnt sich. Zu bedauerlich, dass Andreas dies vermeintlich nicht versteht und seine gutsituierte Lage nicht zu schätzen weiß. Er ist jener Sohn, der nie in den Krieg musste, keinen Verlust zu beklagen hat und den herben Verlust des Endsiegs nie zu tragen hat. Dies zeigt sich in der Tonalität des Kindes gegenüber, ebenso der Ansicht, wie ein Kind zu sein habe. Andreas weiß sich nicht zu helfen und nennt Mutter und Großmutter daher Hindenburg und Ludendorff:

„Ich habe zu gehorchen, nur ein gehorsames Kind ist ein gutes Kind. Ich habe nichts zu wollen und schon überhaupt nicht etwas nicht zu wollen. Ein Infragestellen der Befehlsgewalt bedeutet für Hindenburg und Ludendorff Hochverrat, eine Gefährdung der Herrschaftsstruktur an und für sich, und an dieser Stelle kennt die Oberste Heeresleitung kein Pardon.“

Fischer erzählt autobiografisch seine Geschichte, die in neunundfünfzig Kapitel gegliedert ist und sich über 100 Jahre (1914 – 2014) zieht. Es geistert viel in diesem Roman. Die Geschichte des gefallenen Onkels Günther, der via Feldposteinträge vorgestellt wird. Ein glühender Verehrer der Härte; sie geistert Jahrzehnte später im Wohnhaus der Fischers weiterhin herum. Ebenso geistert Opa Paul herum, der im ersten Weltkrieg war. Auch die Nähe zwischen Andreas und seinem Vater geistert herum, die ab und an schöne Momente erleben wie den Kauf einer Enzyklopädie, sofern dieser nicht betrunken bei Korn und Kippen in der Küche sitzt.

Schmerzhaft und sehr detailgetreu wird die familiäre Situation beschrieben, dessen Epilog länger als der tatsächliche Epilog ist. Der Roman liest sich nichtsdestotrotz als Zeitdokument der 1970iger Jahre und den technischen Erfindungen, die Andreas eine neue Welt eröffnen. Fischer sucht die Nähe zu den Leser:innen in den Orten seiner Kindheit: Baggergruben, Kirchen, kleine Kinderzimmer, Küchen und die Straßen von Troisdorf. „Die Königin von Troisdorf“ ist harter Tobak, Fischer hinterfragt Glaubensgrundsätze und historische Ereignisse, er geht mit selbst dabei am härtesten ins Gericht.

Wenn dieser Roman eines zeigt, dann das:  Von der eigenen Kindheit erholt man sich nicht. Aber Schreiben lindert den Umstand etwas.

[Information] Andreas Fischer : Die Königin von Troisdorf. Als der Endsieg ausblieb. eschen4 verlag: 473 Seiten, 22,50 Euro, ISBN 978-3-00-070369-0.

Ein herzliches Dankeschön an Birgit Böllinger für das Rezensionsexemplar.

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