Kategorie: Erzählungen

Raoul Eisele & Lea Menges | habe bewurzelte Stecklinge

Die Geografie einer inneren Sprache lässt sich von vielem herleiten: dem Ort, an dem man aufgewachsen ist, oder des Dialekts, in dem man groß geworden ist, es ist auch die Muttersprache, die sich geografisch verorten lässt, oder auch die eigenen Erlebnisse, die sich tief eingeprägt haben. Das alles formt Identität und diese lässt sich thematisch an vielen Gesichtspunkten beobachten und fordert heraus, die eigene Identität gleichsam zu verhandeln.

Die Herausgeber*innen Raoul Eisele und Lea Menges der Lyrik-Anthologie „habe bewurzelte stecklinge“ stellten sich zur Aufgabe, die innere Sprache von 36 Autor*innen einem Explorationsprozess zu unterziehen und in gedruckter Form auf 304 Seiten zu präsentieren. Dabei ist der Schreibprozess der FLINTA-Autor*innen offen im Buch dargelegt – als transparente Seite, die sich über jeden Beitrag legt. Am Ende dieses Beitrags befinden sich jeweils Fotos der Autor*innen, für die sich Lea Menges, eine der beiden Herausgeber*innen, verantwortlich zeigt.

Das Ziel dieser Anthologie ist, der Sprache beim Wachsen zuzusehen, so wie man es bei Pflanzen in der Natur beobachten kann. In 6 Kapitel gliedert sich das Austreiben dieser poetischen Pflanze, 5 – 7 Autor*innen beschreiben jeweils ein Stadium. Es bleibt leider unklar, wie der Entstehungsprozess der Anthologie als eigener Steckling gewesen ist. Man bleibt dabei im Dunkeln, wie die Beiträge zusammengesetzt wurden, sie rückt zugunsten des individuellen Schreibprozesses komplett in den Hintergrund. Jede *r Autor*in hat ihren eigenen Steckling, der zu einer einzigartigen Pflanze heranwächst. Am Schluss erblüht ein wunderschönes, lyrisches Gewächs, das Leser*innen dazu einlädt, immer wieder in diesem üppigen, aufwendig gestalteten Buch zu blättern, als wären die einzelnen Seiten buchstäblich Blätter, Auswüchse und zarte Blumen.

Die Stecklinge, die hier eingepflanzt werden, sind thematisch ein farbenfrohes Bouquet: Das Ich in der gegenwärtigen Phase, genauso wie das Ich in Zukunft, die Metamorphose dazwischen; es gilt die eigene Identität zu ergründen, eine eigene Heimat für sich und die Sprache zu finden, die eigene sprachliche Herkunft zu verhandeln:  Ukrainisch, Englisch, Arabisch, Französisch, Italienisch, Ladinisch, finden sich hier ein als Sprachsprenkel, die jeden Steckling einzigartig machen. Auch das Schweigen spielt thematisch eine große Rolle. Damit all diese Pflanzen wachsen können, nimmt das Wasser in vielen Beiträgen eine wichtige Position ein: Seen, wie etwa der Bodensee, unbekannte Flüsse, bekannte wie der Inn oder die Donau und auch das Meer bleiben hier nicht unerwähnt.

Die Autor*innen zeigen uns Orte, an denen sie oder ihre Stecklinge gepflanzt wurden: Städte, Dörfer, Lagerplätze, Lieblingsorte flechten sich in die Texte genauso ein wie Sicherheits- und Sehnsuchtsorte. Dabei werden die Autor*innen gerne selbst zu Stecklingen, um endlich wachsen zu können, als Leser*in bekommt man neue Gedanken verpflanzt, als sei man nicht nur Rezipient*in, sondern der gelungene Versuch einer symbiotischen Beziehung.  

„habe bewurzelte Stecklinge, Geografie meiner inneren Sprache“ schwächelt etwas an der Unleserlichkeit des Titels am Cover, jedoch niemals am Inhalt und noch viel weniger an der hochwertigen Verarbeitung, bei der man einen viel höheren Preis erwartet hätte. Hier regiert die Schönheit der Poesie und der Wunsch, diese stolz in seinem Regal stehen zu haben.

habe bewurzelte Stecklinge. Geografie meiner inneren Sprache | Raoul Eisele & Lea Menges (HG.) | edition lex liszt| 304 Seiten,  ISBN: 978-3-99016-250-7, 27 Euro

Mit Beiträgen von:  Mariia Arson, Anna Bauer, Hannah K. Bründl, Roberta Dapunt, Katharina J.Ferner,Verena Gotthardt, Sonja Harter, Clara Heinrich, Sandra Hubinger, Cornelia Hülmbauer, Katharina Klein, Clara Heinrich, Julia Knaß, Daniela Kocmut, Erika Kronabitter, Tara Meister, Astrid Nischkauer, Maë Schwinghammer, Asiyeh Panahi, Frieda Paris, Michèle Yves Pauty, Judith Nika Pfeifer, Rosa Pock, Valerie Prinz, Helene Proißl, Sarah Rinderer, Caca Savic, Nadia Rungger,Verena Stauffer, Sualah Tei, Susanne Toth, Liesl Ujvar, Seda Tunç, Jana Volkmann, Valerie Zichy. Mit einem Vorwort von Simone Schabert.

Ich danke Raoul und Lea recht herzlich für das Rezensionexemplar.

Ich danke Raoul und Lea recht herzlich für das Rezensionsexemplar.

Lachen & Schmerzen, Meer

Es sind Tage wie diese, die einen Sehnsucht nach Meer & Sonne, Urlaub und großer Liebschaften verspüren lassen. Lachen&Schmerzen, Meer weiß davon. Es ist eine Reise in ein anderes Land und erzählt von einer Nähe in der Ferne. Corona-Literatur, aber ganz anders eben. Für meinen Verlag Literaturedition NÖ habe ich eine Kurzgeschichte schreiben dürfen – die nun als Youtube-Lesung auf ihrem Kulturkanal zu finden ist: Zu der Geschichte gibt es auch ein E-Book. Wer das Buch lieber lesen möchte, bzw. mitlesen möchte, dem sei hier dieser Download zu empfehlen: Viel Spaß mit der Reise ans warme Sommermeer.

Zusätzlich zum Youtube Video gibt es E-Book – frei Haus, zum Download, wenn man die Geschichte lieber lesen möchte:

Wurzeln bis zum Meeresgrund

In dem Dorf, in dem Paula groß wird, ist es ruhig und langweilig, ein Dorf zwischen großen Wiesen und Feldern. Der Ort agiert bedächtig und vorhersehbar, er hält sich an seine eigenen Regeln, zeugt von Beständigkeit und Sicherheit. Der Schutz des Dorfes, den Paula und ihre Mutter zunächst verspüren, wird schnell zu einer Festung, der sie nicht entkommen können. Sie bekommen es mit der Angst zu tun, nicht zuletzt von den ungebrochenen Regeln und Grenzen des Dorfes, die immer enger gezogen werden. Schließlich sind da noch die Sehnsucht und die Ahnung, dass außerhalb des Dorfes etwas mehr sein könnte, und der Wunsch, dass man dem Irrsinn entkommen kann.

Das Buch ist eine Liebeserklärung und lässt gleichsam hinter die Fassade des Dorfes blicken.

120 Seiten, geb. mit Schutzumschlag, 16 x 24 cm
ISBN 978-3-902717-49-8, € 20,–

Bestellbar unter diesem Link. bzw. direkt bei der Autorin.

Frauen.Wahl.Recht.

100 Jahre Frauenwahlrecht
Anthologie. Herausgegeben von Isabella Feimer

Texte von Zdenka Becker, Gudrun Büchler, Sandra Gugić, Simone Hirth, Katharina Peham, Eva Rossmann, Elisabeth v. Samsonow, Lydia Steinbacher, Marlene Streeruwitz, Cornelia Travnicek und Magda Woitzuck
Mit Fotos von Isabella Feimer und Katharina Strasser

Die Literaturedition Niederösterreich setzt sich mit einer Neuerscheinung im Herbst 2018 mit dem 100jährigen Bestehen des Frauenwahlrechts auseinander. In einer Zeit, in der die weibliche Stimme noch immer nicht den Stellenwert hat der ihr zukommen sollte, versammelt die Anthologie „Frauen.Wahl.Recht“ literarische und essayistische Texte in beglückender Vielfalt von Schriftstellerinnen unterschiedlicher Generationen aus Niederösterreich.
Verstärkt greifen die Texte die MeToo- und Time´s Up-Debatte auf sowie die aktuelle politische Situation in Österreich, sie spinnen ihre feinen erzählerischen Fäden um die Welt und ihre Zustände, entwerfen Welten und Gegenwelten im Kleinen wie im Großen, in denen Frauen und Männer sich zurechtfinden müssen.
Den Texten ist eine historische Bestandsaufnahme von Corinna Oesch vorangestellt, und von den Beiträgen inspirierte fotografische Miniaturen durchziehen die Anthologie.

Frauen.Wahl.Recht.

168 Seiten, Hardcover, 19 x 28 cm
ISBN 978-3-902717-47-4;  € 20,–

Bestellbar unter diesem Link.

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