Jahr: 2018

  • [Sterbenswörtchen]: Andreas Gruber.

    Wer sind diese großartigen Autor/-innen, die hie und da ein Sterbenswörtchen verlieren? Es sei gesagt: Der Autor, der diesmal meine Fragen beantwortet hat, sagt von sich selbst:  „Schriftstellerei bedeutet für mich, dass ich interessante Figuren erfinden darf, ohne in der Psychiatrie zu landen – und Menschen auf originelle Weise ermorden kann, ohne im Gefängnis zu landen. Aber sonst bin ich ein netter Kerl.“ Man muss dazu sagen: Er ist wirklich ein netter Kerl. Seine Lesungen sind hörenswert, weil sie spannend sind und auch sehr lustig. Seine Bücher sind bewunderswert und man muss seine Figuren lieben, dasselbe gilt für seine Bücher. Die Rede ist von Bestseller-Autor Andreas Gruber, der mit Frau und fünf Katzen (ich sagte ja ein netter Kerl!) in Grillenberg (Niederösterreich) wohnt und Preisträger des Skoutz-Awards, des Leo-Perutz-Krimi-Preises der Stadt Wien, der Herzogenrather Handschelle, dreifacher Gewinner des Vincent Preises und dreifacher Gewinner des Deutschen Phantastik Preises ist. Seine Romane erschienen als Übersetzung in Frankreich, Italien, Brasilien, Türkei, Japan, Korea, Russland und Polen, er schrieb hunderte Beiträge für Anthologien, welche mittlerweile auch als Theaterstücke adaptiert sind und als Hörspiel verfügbar sind. Andreas Gruber ist Erfinder der Rache-Reihe um den kauzigen Ermittler Walter Pulaski und der Todes-Reihe um den niederländischen Profiler Maarten S. Sneijder (ich liebe diese Figur so sehr!). Gruber gibt Schreibworkshops, spielt leidenschaftlich gern Schlagzeug und wartet bis heute auf einen Anruf der Rolling Stones. Umso mehr freut es mich, dass er Zeit gefunden hat, auf meine Fragen zu antworten:

     

    Was bedeutet der Tod für dein Schreiben?

    Der Tod bringt ja für die Hinterbliebenen viel Emotionen mit sich, und Emotionen – ganz gleich welcher Art, wie Liebe, Hass, Leidenschaft, Wut, Eifersucht, Trauer – sind die Basis für jede Story. Das war schon bei den griechischen Tragödien, bei Shakespeare und bei Edgar Allan Poe so. Sie sind der Motor für die Motivation der Figuren, damit sie angetrieben werden. So gesehen ist auch der Tod ein wichtiger Bestandteil einer spannenden Story.

    Wie politisch ist der Tod?

    Manchmal ist der Tod sogar sehr politisch, vor allem der gewaltsame Tod, wenn man sich ansieht, was in der Welt mit politischen Gegnern gemacht wird und was bei Kriegen passiert.

    Wie wirkt der Tod in sozialen Medien?

    Meiner Erfahrung nach werden die sozialen Medien wie Facebook, WhatsApp oder Twitter eher nur für Lustiges, Humorvolles und Witziges verwendet. Auf ernste Dinge wie Tod, Verlust oder Trauer stoße ich dort nur selten. Manchmal führt aber extremer Gebrauch von sozialen Medien, wie Mobbing, leider auch zum Tod, vor allem bei Jugendlichen, was ich sehr schockierend finde.

    Der Tod ist sicherlich ein großer Themenbereich im Darknet, aber damit habe ich mich noch nie beschäftigt. Das interessiert mich nicht.

    Was bleibt von Menschen, wenn sie nicht mehr sind?

    Erinnerungen. Darum finde ich Friedhöfe so schön. Sobald ich eine Städtereise mache, schaue ich mir dort die Friedhöfe an. Manchmal besuche ich Gräber berühmter Persönlichkeiten wie Oscar Wilde oder Jim Morrison. Dadurch geraten diese Menschen nie in Vergessenheit.

    Und was meine eigene Arbeit als Schriftsteller bestrifft: Ich schreibe deshalb, weil ich Menschen unterhalten möchte, aber auch deshalb, weil ich Spuren auf diesem Planeten hinterlassen möchte. Wenn ich einmal nicht mehr bin, das kann in 40 Jahren sein, wenn ich neunzig bin, aber das kann schon in einer halben Stunde sein, wenn ich einen Herzinfarkt oder Gehirnschlag habe, dann möchte ich, dass etwas von mir weiterexistiert: Meine Bücher, meine Geschichten, meine Figuren.

    Wie ein Erfinder, der die Glühlampe erfunden hat, oder wie ein Architekt, der den Eiffelturm gebaut hat, oder wie eine Band, die das Album „Yellow Submarine“ aufgenommen hat, möchte ich etwas erschaffen, das nach meinem Tod weiterlebt – als eine winzige Fußnote in der Geschichte, die daran erinnert: Du hast gelebt!

    Was bleibt, wenn du gehst? Was geht, wenn du bleibst?

    Den ersten Teil habe ich ja schon vorhin beantwortet: Ich hoffe, viele spannende Geschichten, die die Menschen  auch noch nach meinem Tod unterhalten werden.

    Zum zweiten Teil der Frage: Was geht, wenn du bleibst? Ich hoffe, dass noch viel Kreativität und Schaffensfreude möglich ist, solange ich bleibe, und dass ich die Zeit finde, noch alle Ideen, die ich habe, zu Papier bringen zu dürfen.

    Welches Kunstwerk (Buch, Film, Text, Musik, Bild) drückt den Tod am besten aus?

    Der französische Horrorfilm „Martyrs“ von Pascal Laugier aus dem Jahr 2008. Den kann ich aber nur Menschen mit starken Nerven empfehlen. Obwohl er so schrecklich ist, mit schlimmen, fast schon unerträglichen Splatter-Szenen, ist er dennoch tiefsinnig und hat eine philosophische Botschaft, was den Tod betrifft.

    Wie viele Tode kann man sterben?

    Das ganze Leben kann eine endlose Aneinanderreihung von Toden sein. Menschen in Kriegsgefangenschaft, oder eingesperrt im Keller eines Pädophilen, von Kindheit an blind oder an den Rollstuhl gefesselt sein. Das sind so schreckliche Dinge, die im Leben passieren können, dass es mir die Seele zerreißt, wenn ich länger darüber nachdenke.

    Welchen Zustand hat der Tod?

    Da ich noch nicht gestorben bin, kann ich die Frage nicht beantworten, aber ich denke einen Erlösenden.

    Inwieweit beeinflusst der Glaube/Nichtglaube den Tod?

    Wenn man sich religiösen Fanatismus ansieht, leider sehr stark. Ich persönlich bin ein religiös ungläubiger Mensch. Ich fühle mich zwar zum Buddhismus hingezogen, für mich ist das aber eher eine Philosophie und Lebenseinstellung und keine Religion.

    Was bedürfe einer Änderung in der Welt bevor man geht?

    Bevor ich diese letzte Frage beantworte, möchte ich noch eines kurz erwähnen: Dieses Interview hat mir extrem Spaß gemacht und mir gut getan, weil ich meine grauen Zellen in Schwung bringen musste, da nicht die üblichen endlos nerven Fragen kamen: „Woher nimmst du deine Ideen?“ Deshalb möchte ich dir für diese interessante Abwechslung danken.

    So, was bedarf einer Änderung? Die Lebenserwartung der Menschen! Würden die Menschen eine durchschnittliche Lebenserwartung von 200 Jahren haben, würden sie die Umwelt und diesen Planeten nicht so schamlos ausbeuten und alles vernichten. Und Politiker müssten nicht 4 oder 5 Jahre im Amt bleiben, sondern 60 Jahre und einen langfristigen Plan zur Steigerung der Lebensqualität ihrer Bevölkerung haben. Leider ist genau das Gegenteil der Fall: Wir verhalten uns wie Eintagsfliegen auf diesem Planeten.

     

    Ich möchte mich ebenso bei dir, Andreas, bedanken! Es freut mich sehr, dass du mir Rede und Antwort gestanden hast.

     

    Andreas Gruber anderswo:

    Andreas Gruber – Autoren- Homepage
    Andreas Gruber –  Verlagsgruppe Random House
    Andreas Gruber – Luzifer Verlag
    Andreas Gruber – Facebook Fanpage

     

    Bisher erschienen:

    Storykollektionen:

    • Die letzte Fahrt der Enora Time, SF-Erzählungen, Shayol, 2001
    • Northern Gothic, Horror-Erzählungen, Luzifer, 2015
    • Apocalypse Marseille, SF-Erzählungen, Luzifer, 2016
    • Jakob Rubinstein, Krimi-Novellen, Luzifer, 2017
    • Der fünfte Erzengel, Horror-Erzählungen, Luzifer, 2017
    • Ghost Writer, Horror-Erzählungen, Luzifer, 2018

    Romane:

    • Der Judas-Schrein, Mystery-Thriller, Hockebooks, 2005
    • Das Eulentor, Mystery-Thriller, Hockebooks, 2007
    • Herzgrab, Thriller, Goldmann, 2013

    Peter Hogart Reihe:

    • Die Schwarze Dame, Thriller, Goldmann, 2007
    • Die Engelsmühle, Thriller, Goldmann, 2008

    Walter Pulaski Reihe:

    • Rachesommer, Thriller, Goldmann, 2011
    • Racheherbst, Thriller, Goldmann, 2015
    • Rachewinter, Thriller, Goldmann, 2018

    Maarten S. Sneijder Reihe:

    • Todesfrist, Thriller, Goldmann, 2013
    • Todesurteil, Thriller, Goldmann, 2015
    • Todesmärchen, Thriller, Goldmann, 2016
    • Todesreigen, Thriller, Goldmann, 2017

     

  • [review] QualityLand | Marc-Uwe Kling

    Das Buch

    Nun reist du also zum ersten Mal in deinem Leben nach QualityLand. Bist du schon aufgeregt? Ja? Aus gutem Grund!

    QualityLand lautet die Antwort auf alle Fragen „Ok.“. In QualityLand ist alles elektronisch. Du küsst dein QualityPad, wenn du bezahlen möchtest, hast einen Ohrwurm (sprichwörtlich!) im Ohr, der dich über das Neueste informiert. In QualityLand brauchst du dir nichts zu wünschen, weil Algorithmen berechnen, was du haben möchtest. Praktisch! Nur für Peter Arbeitsloser, gelernter Maschinenverschrotter, nicht. Der bekommt eines Tages einen rosa Delphinvibrator zugesandt, den er aber sicher nicht haben wollte. Während er alles dran setzt, sein unerwünschtes Geschenk zurückgeben zu können, verlässt ihn seine Freundin, diverse Maschinen und Androiden werden seine beste Freunde und schlussendlich begegnet ihm Kiki und der Alte. Peter, als Level 9 Mensch, gilt in der QualityGesellschaft als Nutzloser und beginnt nun seinen Rückgabekampf gegen Windmühlen und Algorithmen…

    Der Autor

    Quelle: oystr.info

    Marc-Uwe Kling (*1982 in Stuttgart)
    ist deutscher Liedermacher, Kabarettist und Kleinkünstler
    schrieb zuvor die Känguruh-Triolgie
    QualityLand ist sein viertes Buch

    Die Ansicht

    Das Buch habe ich gelesen, weil es in diversen sozialen Netzwerken so hochgelobt wurde. Was soll man sagen: Gesellschaftskritik. Ja, auch. Futuristisch: Ja, vielleicht. Aber ingesamt: Beschreibung der gegenwärtigen Situation in Verbindung mit der Idee wie die Welt in ein paar Jahren sein könnte. Es ist keine neue Idee, dass eine Frau ihren Freund verlässt, weil sie gesellschaftlichen Aufstieg macht (umgekehrt auch). Es ist nichts Neues, dass es Drecksgeschäfte in der Politik gibt, nichts Neues, dass schmieriges Material zum Erpressen dient. Es ist nichts Neues, dass man Angst vor Automatisierung hat. Die Frage, ob die Digitalisierung vielleicht Fluch und Segen zu gleich sein kann, ob es tatsächlich dauerhafte Versklavung ist, stellt sich nicht. Leider. Trotz sympatischer Figuren. Sehr ans Herz gewachsen ist mir Kalilope 7.3., ein Schriftsteller-Android. Oder Pink, das kaputte QualityPad. Romeo, der gehemmte Sexroboter. Was auffällt bei Dystopie-Romanen wie diesen: Die Personen sind zumeist ausgefeilte Trottel, nur die Helden nicht. Eine sehr fratzenhafte Zeichung der Personen. Lustig war es trotzdem. Manchmal zumindest.

    Die Information

    Quelle: amazon.de

    QualityLand
    Marc-Uwe Kling
    Ullstein

    Preis: 18,50€ (gebundene Ausgabe)

  • [review] Origin | Dan Brown

    Das Buch

    Während die historische Zahnradbahn sich mühsam ihren Weg den schwindelerregend steilen Hand hinaufkrallte, blickte Edmond Kirsch auf die gezackten Bergspitzen hoch über ihm.

    Edmond Kirsch ist Futurloge und Computerwissenschafter. In der Vergangenheit hat er bei Robert Langdon in Harvard studiert und Kirsch und Langdon sind mittlerweile befreundet und so mutet es nicht seltsam an, als Langdon einer Präsentation von Edmond in Bilbao beiwohnen wird. Edmond möchte der Weltöffentlichkeit zeigen, dass er die Antwort auf die Fragen aller Fragen gefunden hat: Woher kommen wir? Edmond hat diesbezüglich eine Präsentation vorbereitet, die er im gemeinsam mit Ambra Vidal, Chefin des Museums, an jenem Abend zeigen möchte. Hier darf Langdon ebenso Bekanntschaft mit Winston machen, Edmonds persönliche KI (= Künstliche Intelligenz). Bevor Edmond seine Präsentation vollenden darf, wird er von einem ehemaligen Offizier erschossen. Langdon sieht sich in seiner Pflicht, die Präsentation der Welt öffentlich zu machen. Doch die Präsentation ist passwortgeschützt. Und Langdon wird auch noch in dem ganzen Wirrwarr verdächtigt. Ein Weltlauf mit der Zeit beginnt: Wer hat Kirsch umgebracht? Wie lautet das Passwort? Was hat die katholische Kirche damit zu tun? Schlussendlich beginnt Langdon gemeinsam mit Ambra Vidal das Puzzle zu lösen…

    Der Autor

    Quelle: timeink.com

    Dan Brown (*1964, in New Hampshire)
    unterrichtete Englisch
    bevor er Schriftsteller wurde
    wurde Bestseller-Autor
    mit dem Buch „The DaVinci Code“
    Origin ist sein 5.Thriller mit Robert Langdon

    Die Ansicht

    Gut, ich habe das Buch als meine Art „Guillty pleasure“ gelesen. Vor Jahren mit einer Freundin alles von Dan Brown gelesen gehabt, hat mich ebenjene Freundin dazu angehalten, auch den letzten Roman zu lesen. Und jetzt – im Krankenstand – hab ich endlich die Zeit genützt und das Buch gelesen, damit Anschlusskommunikation stattfinden kann. Was ich dazu sagen muss: Ich war im Vergleich zu den ersten 4 Robert Langdon Thrillern von Origin schon fast etwas enttäuscht. Das liegt nicht nur daran, dass diesmal wenig faszinierende Charaktäre vorhanden sind, sondern vor allem an dem Plot selbst. Kaum Ortsbewegungen, die Geschichte spielt nur in Spanien und die katholische Kirche wirkt so mit Gewalt hineingesetzt, dass man gut darauf hätte verzichten können. Die Handlungen waren voraussehbar. Ich verfolge sonst die Entwicklungen mit KIs so gut es geht und fand die daraus enthaltene Auseinandersetzung mit ihnen keinen Quantensprung. Ein nettes Buch ist es trotzdem, vor allem die das Buch lesen, weil sie sich gerne Tom Hanks als Robert Langdon so gern vorstellen…

    Die Information

    Quelle: thalia.de

    Origin

    Dan Brown
    Bastei Lübbe
    Preis: 28,00 € (gebundene Ausgabe)
    12,70 € (Taschenbuchausgabe)