Yeah! Juli ist Lesezeit. Immer und ich liebe es. Lesen ist großartig, besonders, wenn es so heiß ist und man ohnehin nicht weiß, was man sonst so tun soll. Im Krankenstand war ich auch, was heißt, ich hatte noch mehr zu Lesen, als ich ohnehin noch hab. Also hier meine Summer-Reading-List:
1/14 Andreas Stangl | Das Schattenhaus
Ein kleiner und feiner Gedichtband ist „Das Schattenhaus“. In der Edition Yara erschienen erweist sich dieser Band als kleiner, süßer Band mit schönen Fotos. Ein Kunstwerk, das Büchlein. 13 Gedichte, ein einziger Blues. Me really like. Leider wird das Buch schlecht beworben, daher gibts auch diesmal kein Foto.
Rating: 7/10
Information | Andreas Stangl | Das Schattenhaus | Edition Yara | 32 Seiten |12 Euro
2/14 Simone Hirth | Lied über die geeignete Stelle für eine Notunterkunft
So sehr ich Simone Hirth vergöttere (schließlich zählt Bananama zu meinen Lieblingsbüchern), so wenig mochte ich dieses Buch. Obwohl ich die surreale Sprache von Hirth wirklich mag, hat sie mich in diesem Buch nicht abgeholt. Das Thema hat mich noch weniger gepackt. Elternhaus in Trümmern, kein Lebenskonzept, Essen aus dem Abfall und irgendwann geht auch jeglicher Stolz flöten. Es ist ein Buch, das als Verfilmung sich gut machen würde, weil die Sprache leichter verständlich wäre. Was man dem Buch wirklich zu Gute halten muss: Gesellschaftkritik kann es. Wie jedes Buch von Hirth.

Rating: 5/10
Information | Simone Hirth | Lied über die geeignete Stelle für eine Notunterkunft |192 Seiten |Kremayr & Scheriau | 19,99 Euro
3/14 Verena Stefan | Häutungen
Das Buch hab ich geliebt, es gilt als einer der feministischen Werke, die man gelesen haben muss. Diese Meinung vertrete ich auch. Es ist ein bunter Haufen an Gedichten, Notizen, Kurzgeschichten. So krass wie Stefan den weiblichen Körper betrachtet, hat es noch niemand betrachtet. Es ist so zeitlos, man nimmt nicht an, dass dieses Buch schon mehrere Jahrzehnte auf dem Buckel hat. Wer es noch nicht gelesen hat: Lesepflicht!

Rating: 10/10
Information | Verena Stefan | Häutungen |160 Seiten | Fischer |11, 30 Euro
4/14 Sophie Reyer | Queen of Biomacht, ehrlich
Oh ich liebe Lyrik. Ich habe dieses wundervolle Buch in den Seeseiten erstanden (wer noch nicht in DER Buchhandlung 2018 in der Seestadt war, sollte das unbedingt machen) und bin hin und weg. Manchmal wird man zuviel in der Zeit umhergerissen, für flexible Personen ist das allerdings kein Problem. Limbus Verlag ist es wieder einmal gelungen das Radikale in großartiger Lyrik zu finden. Sophie Reyer sollte man auf dem Schirm haben. Das Buch ist für Lyrikfans lesenswert, auch, wenn ich nicht Queen of Biomacht bin, ehrlich.

Rating 6/10
Information | Sophie Reyer | Queen of Biomacht, ehrlich. | 96 Seiten | Limbus | 13,40 Euro
5/14 Isabella Feimer | Monster
That book. Lyrisch, schwarz, verraucht, Amerika. Alles, was man sich wünscht, wenn es draußen jenseits der 30 Grad hat und die Körper ohnehin schon kleben. An diesem Buch liebe ich einfach alles. So viel des roughen Sex, so viel Nihilismus, so viel Gefühl für ein Amerika der Neunziger, wo alles einfach besser scheint. Das Monster in einem, das Monster, das alles andere zerstört, was er liebt. Die schönste körperbetonte Erzählung, die ich je gelesen hab. Da passt einfach alles. Ich wünsch mir mehr davon.

Rating 10/10
Information | Isabella Feimer | Monster | 112 Seiten | Limbus | 15 Euro
6/14 Courtney Peppernell | Pillow thoughts
Man soll sich keine Bücher nur wegen des Covers kaufen. Tat ich aber trotzdem, weil da eine Qualle drauf war und ich die nunmal ziemlich schön fand. Dann ein Gedichteband, in Englisch, unterteilt in verschiedene Kapitel, je nachdem was man braucht, Ermutigung oder Trost nicht ausgeschlossen. Es berichtet von ehrlicher Liebe, hat ganz schön viel Lebensratschläge, in sehr klarer Sprache. Es erinnerte mich sehr an Rupi Kaur, was nicht nur am selben Verlag liegt, sondern auch dem Umstand einer Sprachverwandtschaft geschuldet ist. Der Titel verrät, wie man das Buch nehmen soll: Als Gedanken, die man im Bett manchmal so hat.

Rating 6/10
Information | Courtney Peppernell | Pillow thoughts | Simon + Schuster Inc | 272 Seiten | 12 Euro
7/14 Robert Menasse | Die Hauptstadt
Für dieses Buch habe ich diesen Monat am längsten gebraucht. Es liegt mit aller Voraussicht daran, dass die Perspektiven innerhalb eines Kapitels wechseln und die beschriebenen Vorgänge äußert kompliziert sind. Aber: Das Buch hatte mich schon auf den ersten Seiten: Ein Schwein, dass durch Brüssel läuft. Ja, das muss einem auch mal einfallen. Auschwitz soll zur neuen europäischen Hauptstadt werden, damit nie wieder ein Holocaust stattfinden kann. Man denkt der pure Wahnsinn, er schreibt Europa kaputt und doch: Die EU wird durch dieses Buch etwas fassbarer. Menasse, der glühender Europäer ist, schafft etwas, was mir selten untergekommen ist: Man will mehr von der EU wissen und fängt an zu recherchieren. Großartig.

Rating 8/10
Information | Robert Menasse | Die Hauptstadt | 459 Seiten | Suhrkamp | 24 Euro
8/14 Daniel Kehlmann | Die Vermessung der Welt
Das Buch steht auf der Liste der 100 besten Bücher der Welt. Da sollte man es fast gelesen haben. Eine historische Geschichte zweier Männer: Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt. Abwechselnd erfährt man, anhand mathematischer und geografischer Daten die Lebensläufe der beiden Männer. Diese Daten dienen in aller erster Linie dem Erzählfluss. Elliptische Erzählungsdynamiken finden sich ebenso vor, wie indirekte Rede, um historische Sprachlichkeit herzustellen. Man sieht sehr bald als geübter Leser: Die Technik dieses Buches ist hervorrangend, wenn nicht sogar herausragend. Aber, was dabei auf der Strecke bleibt: Die erzählerische Leidenschaft. Man ist bald gelangweilt von Humboldt und findet Gauß zwar sehr intelligent, aber auch menschlich schwierig. Man muss schon Geschichte lieben, um das Buch der Geschichte wegen zu mögen. Oder eben was mit Sprache. Den hintergründigen Humor vermochte ich nicht zu erkennen.

Rating: 5/10
Information | Daniel Kehlmann | Die Vermessung der Welt |384 Seiten | Rowolt | 11 Euro
9/14 Kräftner Herta | Das blaue Licht
Kräftner war eine suizidale Schriftstellerin, die sich eine zeitlang mit Liebschaften über Wasser hält und sich den Teufel aus der Seele schreibt. Man wird Zeuge/Zeugin, wie Kräftner ihren Selbstmord plant. Alles auf Seiten aufgeschrieben. Ein Hilferuf zwischen Seiten, der im November 1951 nicht gehört wurde. Depressionen als Stift für Notizen und einem Buch wie diesen. Man braucht schon eine gut aufgebaute Seele um das Buch zu ertragen.

Rating: 8/10
Information | Herta Kräftner | Das blaue Licht | 132 Seiten | Hermann Luchterhand | nur mehr gebraucht zu erwerben
10/14 Poladjan Katerina | Vielleicht Marseille
Oh, wie witzig fand ich dieses Buch. Angenommen, du verlierst deinen Ehemann, dein Sohn nervt und du willst einfach abhauen. Gut, dass dann ein gutaussehender Franzose deinen Weg kreuzt. Vielleicht überlegst du, einfach mal mit dem Auto eines Polizisten abzuhauen und nach Marseille zu fahren… Ein seichtes, beglückendes, französisches Roadmovie. Geht immer.

Rating: 8/10
Information | Poladjan Katerina | Vielleicht Marseille |176 Seiten |Rowohlt | 18,95 Euro
11/14 Anni Bürkl | Puppentanz
Ich habe erst nach drei Seiten bemerkt, dass das der letzte Kriminalroman ist, und ich hätte besser mit dem ersten anfangen. Aber da hatte man mich schon gefangen. Ausseer Land, es passieren Morde. Voodoopuppen werden gefunden und bald darauf stirbt immer jemand. Genau mein Feeling, und ich warte schon auf Conspiracy. Einen Teesalon gibt es auch noch. Perfekt. Leider hab ich schon geahnt, wer für die ganzen Morde verantwortlich ist. Ich weiß leider nicht, ob es ist, weil ich mich Dramaturgie beschäftigte, oder ob es bloßer Zufall ist. Wer Kriminalromane mit Österreichbezug mag, wird die Reihe um Berenike auch mögen.

Rating 9/10
Information |Anni Bürkl | Puppentanz |249 Seiten | Gmeiner | 10 Euro
12/14 Anni Bürkl | Narrentanz
Auch wieder falsche Reihenfolge, aber egal. Diesmal ist Faschingszeit und ein Skispringer wird nackt gefesselt auf einer Skischanze entdeckt, dann gibt es weitere Morde. Sie alle haben eines gemeinsam: Sie sind nackt. Berenike und Adriana Meixner begeben sich auf die Suche nach dem Mörder. Plötzlich verschwindet eine von Berenikes Katzen und ein abgeschnittenes Katzenohr kommt mit der Post. Irgendwas mit dem Pfarrer im Ort stimmt gewaltig nicht. Man ahnt es: die katholische Kirche hat wieder Dreck am Stecken. Auch hier hab ich das Ende recht gut vorausgesagt. Aber: Es geht zum Salzkammergut.

Rating: 9/10
Information | Anni Bürkl | Narrentanz | 374 Seiten | Gmeiner | 11 Euro
13/14 Art Spiegelman | Die komplette Maus
Das Buch stand schon so langer auf meiner Reading list und ich wollte es schon so lange in meinem Bücherregal stehen haben, und doch hatte ich Angst, dass es mir nicht zusagt, weil ich noch nie eine Graphic Novel gelesen habe. Es dauerte eine Zeit bis ich in das Buch hineinkam, aber es hatte mich ganz schnell gefangen. Es ist ein großartiges Buch als Mahnmal gegen den Holocaust und das Banale in Mausform übermittelt die Botschaft noch gewaltiger. Man denkt, man hat schon soviel über den Holocaust gelesen und sieht: es kann nicht genug sein. Einzig hätte die Schrift etwas größer sein können, ich habe mich arg geplagt damit.

Rating 10/10
Information | Art Spiegelman | Die komplette Maus | 296 Seiten |Fischer | 16 Euro
14/14 Agatha Christie | Mord im Orientexpress
Ich hab so eine schöne Ausgabe gefunden und ich wollte das Buch schon immer lesen und nicht bloß den Film im Kino sehen. Das Ende hatte ich noch vage in Erinnerung, doch ich wollte die Auflösung des Falles lesen und der Deduktion schriftlich beiwohnen. Mir fiel auf, wie antiquiert das Menschenbild ist. Aber ich hatte meine Freude mit der Dreisprachigkeit des Buches. Das Französische dazwischen ist wirklich herzig. Ein Klassiker, den man sicher lesen muss.

Rating 8/10
Information | Agatha Christie | Mord im Orientexpress | 256 Seiten | Atlantik | 20 Euro