Meine letzten Rezensionen sind schon etwas länger her, was nicht unbedingt an Faulheit liegt, sondern eher an zwei Buchprojekten, die gemeistert werden wollen. Gelesen haben ich dennoch nebenher viel. Sogar in zweitstressigsten Monat des Jahres – nämlich den Januar – habe ich sechs Bücher gelesen. Die will ich natürlich vorstellen.
1/6 Peter Iwaniewicz – Menschen, Tiere und andere Dramen
Ich lese selten Sachbücher, weil ich Ausgleich zum Beruf suche, bei dem ich auch viel lese. Privat muss es dann etwas sein, dass weit weg von meinem Arbeitsalltag ist – aber dieses Buch hat mir so gut in der Buchhandlung gefallen, dass ich es lesen wollte. Es war an manchen Stellen witzig, aber leider ist der Humor des Autors mit meiner Vorstellung von Witz nicht kompatibel. Schade eigentlich, weil ich die Kolumne im Falter wirklich gern lese.
Rating: 3/10
|Information| Peter Iwaniewicz – Menschen, Tiere und andere Dramen |Kremayr & Scheriau | 192 Seiten |22,00 €
2/6 Ingrid Brodnig – Hass im Netz
Das Buch habe ich als Vorbereitung für eine Fortbildung mit der Ingrid Brodnig gelesen. Ich war ganz begeistert davon! Das Buch ist zwar nicht so ordentlich gegliedert, wie ich mir das vorgestellt hätte, aber der Inhalt hält dem wacker entgegen. Nach dem Buch fühlt man sich gut informiert, man begreift, wie Effekte um sich greifen und kann das digitale Treiben auch etwas entspannter sehen. Das Einzige, was mich wirklich störte, dass zuvor gebrachte Informationen immer wieder eingebaut waren im Buch. Das hat die Qualität etwas geschmälert – auch wenn in den Sinn der Verkettung dahinter verstanden habe.
Rating: 7/10

|Information| Ingrid Brodnig: Hass im Netz. Was wir gegen Hetze, Mobbing und Lügen tun können. | Brandstätter Verlag |232 Seiten | 17,90 €
3/6 Ingrid Brodnig – Lügen im Netz
Nach der Fortbildung wollte ich gleich das nächste Buch von Ingrid lesen, weil ich so begeistert von ihrer Fortbildung war. Fake News erkennen, auch für meine Arbeit ganz wesentlich, warum nicht dann dieses Buch lesen? Ich bin diesbezüglich besser informiert als über Hetze im Netz, muss aber sagen, dass das Buch hinsichtlicher der Effekte auch noch etwas Neues für mich bieten konnte. Bei vielen Autor/-innen nimmt die Qualität der Bücher mit der Quantität ab. Bei Ingrid ist es umgekehrt – von Buch zu Buch wird es informativer, spannennder und handlungsweisender. Besonders hilfreich fand ich die Tipps am Schluss. So geht Empowernment!
Rating: 9/10

|Information| Ingrid Brodnig – Lügen im Netz. Wie Fake News, Populisten und unkontrollierte Technik uns kontrollieren | Brandstätter Verlag |19,90€
4/6 Herta Müller – Vater telefoniert mit den Fliegen
Gut, ich bin Herta Müller Fangirl. Es gibt keine Schriftstellerin, die ich mehr verehre als sie. Aufgewachsen im deutschsprachigen Banat und Erfahrungen mit dem rumänischen Geheimdienst schreibt sie gegen ihre Vergangenheit an. Seit einigen Jahren hat sie es mit den Wörtern – buchstäblich: Sie schneidet einzelne Wörter aus und macht daraus Collagen. Vater telefoniert mit den Fliegen ist eines dieser Collagenbücher. Ich mochte es sehr. Herta Müllers Witz ist hart und treffend.
Rating: 10/10

|Information| Herta Müller – Vater telefoniert mit den Fliegen. |Hanser Verlag |192 Seiten | 22,00 €
5/6 Herta Müller – Mein Vaterland war ein Apfelkern
Ich habe mir so in den Kopf gesetzt, dass ich alle Bücher von Herta Müller lesen möchte, die je publiziert wurden. Mein Vaterland war ein Apfelkern ist das fünfte Buch, das ich von Herta Müller gelesen habe. Ich mochte es sehr gerne, fast lieber als das vorherige Buch, weil es Einblicke in Rumänien gibt, die ich als nach der Wende geborene Europäerin nicht haben kann. Die Metaphern sind schön, die Sprache glänzt. Danke Herta Müller für soviel Inspiration.
Rating: 10/10

|Information | Herta Müller – Mein Vaterland war ein Apfelkern | Hanser Verlag | 268 Seiten | 19,90 €
6/6 Chris Kraus – Sommerfrauen, Winterfrauen
Wer Chris Kraus Film „Die Blumen von gestern“ noch nicht gesehen hat, sollte es schleunigst tun, und nicht nur weil Lars Eidinger die Hauptrolle spielt. Chris Kraus steht für „Nazischeiß“ (sagt er selbst) und schreibt so berührend über den Holocaust, so wenig ausgelutscht, dass man weiß, da folgen noch große Bücher. Sommerfrauen und Winterfrauen war am Anfang etwas verwirrend zu lesen – man denkt sich: Hä? Warum ein Drehbuch? Er wechselt aber bald ins Romanartige zurück. Schwer tat ich mir damit zunächst, weil in Österreich das Wort Kladde nicht so bekannt ist, und ohne zu googlen kommt man erst später drauf, dass Chris Kraus sich in den jungen Jonas Rosen hineinversetzt, der Filmregisseur ist. Es geht um Ohren, um Sex, viel Sex und Holocaust. Das passt zusammen, und das Buch ist dem Himmel sei dank wenig Körperbetont. Dank Chris Kraus bin ich der Vergangenheit ein wenig näher und ich weiß, dass ich eine Winterfrau bin.
Rating: 9/10
Quelle: Verlagsseite.
|Information| Chris Kraus – Sommerfrauen, Winterfrauen. |Diogenes Verlag | 416 Seiten | 24,00 €