Schlagwort: Literatur (Seite 3 von 4)

Budapest is for writers (and readers too.)

Wer Budapest besuchen möchte und bibliophil ist, hat so seine Schwierigkeiten gute Adressen ausfindig zu machen und nette Bibliotheken und Stores zu entdecken. Wir aber haben eine kleine Reise gemacht und können nun einen wirklich netten, kleinen Reiseführer präsentieren, was man als bücherliebender Mensch in Budapest so alles machen kann:

If you want to visit Budapest and you are a booklover then it’s really hard to get some good adresses and it’s difficult to discover nice libaries and bookstores, too. We travelled to Budapest a while ago and we are proud to present you a nice, tiny travel guide what you can do in Budapest if you are bibliophile:

Plätze zur Inspiration // places for inspiration

Unser erster Stop war mitunter auch der großartigste Stop: Atlantisz Könyvkiadó (Anker köz 1-3, 1061 Budapest, Öffnungszeiten: 10:00 bis 18:00) Eine gute, sortierte Buchhandlung, die einen Schwerpunkt auf Uni-Literatur legt. Es gibt Bücher in vielen Sprachen, die größten Abteilungen sind in Deutsch und Englisch. Auch das Design der Buchhandlung ist großartig. Man fühlt sich sehr willkommen.

Our first stop was probably also the most magnificent bookstore: Atlantisz Könyvkiadó (Anker köz 1-3, 1061 Budapest, opening hours: 10:00 to 18:00). It was a really well sorted bookstore with lots of literature for university students. There are a lot of books in different languages, most of them are in German and English (and of course Hungarian). We fell in love with this wonderful place because the appearance of this bookstore is just so awesome.

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Dann sind wir über ein Antiquariat gestolpert – Könvyek Könvytárak Vétele (entlang der Üllői út) es hatte soviele deutsche Bücher, wir waren ganz erstaunt. Wir haben dort leider nichts für uns entdeckt, aber die Räumlichkeiten sind so voll mit Büchern gestopft, dass wir euch das nicht vorenthalten wollen:

A little bit later we found a nice second-hand bookshop Könvyek Könvytárak Vétele (along the road Üllői út) which was full of german books, it was stunning. It’s a pity that we didn’t find anything that was for us. But there is one thing we want to show you: Every wall of the second-hand bookshop was filled with books up to the ceiling:

Besonders schön war, dass wir einen Markt in Budapest erleben durften. Am bekannten Vörösmarty tér – Platz findet fast täglich der berühmte Paprika Markt statt (geöffnet von 10.00 – 22.00).  Neben kulinarischen Köstlichkeiten konnten wir auch einen Stand von Bomo Art Budapest entdecken, der mitunter großartiges Material für Autor/-innen vertreibt.

In particular it was a really nice experience to get to know an outside market in Budapest. At the well known Vörösmarty tér – square there is the famous paprika market (open from 10.00 am to 10.00 pm). Besides the great food and beverages there is also a market stall by Bomo Art Budapest, where you can get some really great stuff for authors.

Ein weiterer Tip (besonders für Freunde der Musik) sei der Buchladen Rózsavölgyi és Társa in der  Szervita tér 5, 1052 Budapest (Öffnungszeiten: 10:00 bis 20:00). In Österreich ist mir kein Geschäft bekannt, das über derart viele Partituren für verschiedenste Instrumente verfügt. Zudem haben sie auch noch tausende an Büchern für die bibliophilen Freunde – und: wunderschöne Postkarten.

Another tip (especially for music lovers) is Rózsavölgyi és Társa in der  Szervita tér 5, 1052 Budapest (open from 10.00 am to 10.00 pm). I don’t know any store in Austria that have so many scores for different instruments available. Additionally, they have thousands and thousands of books for bibliophile friends – and: you also can get beautiful postcards.

Eine Odyssee ist es, die Bibliothek im Burgviertel (Öffnungszeiten: 9:00 – 20.00) zu finden. Aufgrund vieler Baustellen suchten wir den Eingang ziemlich lange. Wer in die Architektur der 1980iger Jahre verliebt ist und viel auf kommunistische Zweckbauten hält, ist hier richtig. Besonders lustig muten die Zettelkataloge an, die vollständig! erhalten sind. Aber: Hier gibt es 7 Millionen Bücher und ein kleines Museum zur Geschichte der Bibliothek. Die Adresse: Országos Széchényi Könyvtár, Budavári Palota „F“ épület.

You can’t imagine the Odyssey we had to go through to get to the library (open from 9.00 to 20.00) at Castle- Quarter. There were a lot of construction sites that made it difficult to get into the library. If you are interested in architecture of the 1980ties and you like communistic functional buildings you are right here – for sure. It’s really funny that the library preserved all of their card indexes. But: Here are 7 million books and a little museum about the history of this library. The adress: Országos Széchényi Könyvtár, Budavári Palota „F“ épület.

Unser letzter Halt erreichten wir per Zufall: In der Nähe des berühmten Astoria Hotels entdeckten wir die Buchhandlung Líra Könyvesbolt (Múzeum krt. 17, 1053 Budapest, Öffnungszeiten: 10:00 – 18:00). Wer englische Young Adult Novels, aber auch Fantasy mag, der wird hier fündig. Deutsche Bücher gibt es hier nur wenig, zudem gehört diese Buchhandlung einer Kette an.

Our last stop was a lucky strike: In the vicinity of the famous Astoria hotel, we discovered the bookstore Líra Könyvesbolt (Múzeum krt. 17, 1053 Budapest, opening hours: 10:00 – 18:00). If you are interested in english-written young adult novels or fantasy, you are going to find something here. There are only a few German books, also this bookshop belongs to a bookshop chain.

Nette Plätze zum Schreiben // Nice places for writing

Wenn man nette Cafés zum Schreiben sucht, wird man in Budapest sicher fündig. Es gibt soviele kleine Läden mit nettem Personal und kreativem Essen, dass man unbedingt dort bleiben möchte. Ich möchte zwei davon empfehlen:

If you are looking for a nice café where you can write, you are going to find a lot in Budapest. There are so many nice little coffeeshops with really likeable staff and creative food that you want to stay there forever. I want to recommend two of them:

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Wenn du in Budapest bist, musst du unbedingt ins Café Spinoza (Dob u. 15, 1074 Budapest, 8:00 bis 23:00) schauen. Es ist tröstend und warm darin, dass man sich gleich ein bisschen besser fühlt. Das Essen schmeckt fantastisch und ist frisch und man kann ungestört arbeiten und aus dem Fenster schauen.

If you are in Budapest, you have to visit Café Spinoza (Dob u. 15, 1074 Budapest, from 8:00 till 23:00). It is really comforting and warming and you suddendly feel cheered up by the athmosphere. The food tastes fantastic and it’s fresh. But we don’t want to forget the most important point: You can work there undisturbed and have a cozy look out of the windows.

Unser all time favourite wird das internationale Café samt Buchhandlung Massolit sein (Nagy Diófa u. 30, 1072 Budapest, Öffnungszeiten: 8:30 bis 19.30). Warum? Die Buchauswahl ist großartig und gigantisch. Alle Bücher dort sind auf Englisch. Hier kann man sich einen workspace mieten und auch gemeinsam arbeiten und schreiben. Es gibt selbstgemachten Kuchen. Das Personal spricht richtig gut Englisch. Die Musikauswahl ist zum Verlieben. Und sonst auch: Hach. Es ist Liebe.

Our all time favourite is going to be the international café and bookstore Massolit (Nagy Diófa u. 30, 1072 Budapest, Öffnungszeiten: 8:30 bis 19.30). Why? Because they have so many books that you can dream at night about them. All books are in English. It’s possible to rent a workspace and work and write together. Not to forget: There are homemade pies, cakes and cookies. The staff speaks most perfect English, I’m sure you won’t forget. The music there is to die for. Yep. It’s love at the first sight.

 

 

[Sterbenswörtchen]: Andreas Gruber.

Wer sind diese großartigen Autor/-innen, die hie und da ein Sterbenswörtchen verlieren? Es sei gesagt: Der Autor, der diesmal meine Fragen beantwortet hat, sagt von sich selbst:  „Schriftstellerei bedeutet für mich, dass ich interessante Figuren erfinden darf, ohne in der Psychiatrie zu landen – und Menschen auf originelle Weise ermorden kann, ohne im Gefängnis zu landen. Aber sonst bin ich ein netter Kerl.“ Man muss dazu sagen: Er ist wirklich ein netter Kerl. Seine Lesungen sind hörenswert, weil sie spannend sind und auch sehr lustig. Seine Bücher sind bewunderswert und man muss seine Figuren lieben, dasselbe gilt für seine Bücher. Die Rede ist von Bestseller-Autor Andreas Gruber, der mit Frau und fünf Katzen (ich sagte ja ein netter Kerl!) in Grillenberg (Niederösterreich) wohnt und Preisträger des Skoutz-Awards, des Leo-Perutz-Krimi-Preises der Stadt Wien, der Herzogenrather Handschelle, dreifacher Gewinner des Vincent Preises und dreifacher Gewinner des Deutschen Phantastik Preises ist. Seine Romane erschienen als Übersetzung in Frankreich, Italien, Brasilien, Türkei, Japan, Korea, Russland und Polen, er schrieb hunderte Beiträge für Anthologien, welche mittlerweile auch als Theaterstücke adaptiert sind und als Hörspiel verfügbar sind. Andreas Gruber ist Erfinder der Rache-Reihe um den kauzigen Ermittler Walter Pulaski und der Todes-Reihe um den niederländischen Profiler Maarten S. Sneijder (ich liebe diese Figur so sehr!). Gruber gibt Schreibworkshops, spielt leidenschaftlich gern Schlagzeug und wartet bis heute auf einen Anruf der Rolling Stones. Umso mehr freut es mich, dass er Zeit gefunden hat, auf meine Fragen zu antworten:

 

Was bedeutet der Tod für dein Schreiben?

Der Tod bringt ja für die Hinterbliebenen viel Emotionen mit sich, und Emotionen – ganz gleich welcher Art, wie Liebe, Hass, Leidenschaft, Wut, Eifersucht, Trauer – sind die Basis für jede Story. Das war schon bei den griechischen Tragödien, bei Shakespeare und bei Edgar Allan Poe so. Sie sind der Motor für die Motivation der Figuren, damit sie angetrieben werden. So gesehen ist auch der Tod ein wichtiger Bestandteil einer spannenden Story.

Wie politisch ist der Tod?

Manchmal ist der Tod sogar sehr politisch, vor allem der gewaltsame Tod, wenn man sich ansieht, was in der Welt mit politischen Gegnern gemacht wird und was bei Kriegen passiert.

Wie wirkt der Tod in sozialen Medien?

Meiner Erfahrung nach werden die sozialen Medien wie Facebook, WhatsApp oder Twitter eher nur für Lustiges, Humorvolles und Witziges verwendet. Auf ernste Dinge wie Tod, Verlust oder Trauer stoße ich dort nur selten. Manchmal führt aber extremer Gebrauch von sozialen Medien, wie Mobbing, leider auch zum Tod, vor allem bei Jugendlichen, was ich sehr schockierend finde.

Der Tod ist sicherlich ein großer Themenbereich im Darknet, aber damit habe ich mich noch nie beschäftigt. Das interessiert mich nicht.

Was bleibt von Menschen, wenn sie nicht mehr sind?

Erinnerungen. Darum finde ich Friedhöfe so schön. Sobald ich eine Städtereise mache, schaue ich mir dort die Friedhöfe an. Manchmal besuche ich Gräber berühmter Persönlichkeiten wie Oscar Wilde oder Jim Morrison. Dadurch geraten diese Menschen nie in Vergessenheit.

Und was meine eigene Arbeit als Schriftsteller bestrifft: Ich schreibe deshalb, weil ich Menschen unterhalten möchte, aber auch deshalb, weil ich Spuren auf diesem Planeten hinterlassen möchte. Wenn ich einmal nicht mehr bin, das kann in 40 Jahren sein, wenn ich neunzig bin, aber das kann schon in einer halben Stunde sein, wenn ich einen Herzinfarkt oder Gehirnschlag habe, dann möchte ich, dass etwas von mir weiterexistiert: Meine Bücher, meine Geschichten, meine Figuren.

Wie ein Erfinder, der die Glühlampe erfunden hat, oder wie ein Architekt, der den Eiffelturm gebaut hat, oder wie eine Band, die das Album „Yellow Submarine“ aufgenommen hat, möchte ich etwas erschaffen, das nach meinem Tod weiterlebt – als eine winzige Fußnote in der Geschichte, die daran erinnert: Du hast gelebt!

Was bleibt, wenn du gehst? Was geht, wenn du bleibst?

Den ersten Teil habe ich ja schon vorhin beantwortet: Ich hoffe, viele spannende Geschichten, die die Menschen  auch noch nach meinem Tod unterhalten werden.

Zum zweiten Teil der Frage: Was geht, wenn du bleibst? Ich hoffe, dass noch viel Kreativität und Schaffensfreude möglich ist, solange ich bleibe, und dass ich die Zeit finde, noch alle Ideen, die ich habe, zu Papier bringen zu dürfen.

Welches Kunstwerk (Buch, Film, Text, Musik, Bild) drückt den Tod am besten aus?

Der französische Horrorfilm „Martyrs“ von Pascal Laugier aus dem Jahr 2008. Den kann ich aber nur Menschen mit starken Nerven empfehlen. Obwohl er so schrecklich ist, mit schlimmen, fast schon unerträglichen Splatter-Szenen, ist er dennoch tiefsinnig und hat eine philosophische Botschaft, was den Tod betrifft.

Wie viele Tode kann man sterben?

Das ganze Leben kann eine endlose Aneinanderreihung von Toden sein. Menschen in Kriegsgefangenschaft, oder eingesperrt im Keller eines Pädophilen, von Kindheit an blind oder an den Rollstuhl gefesselt sein. Das sind so schreckliche Dinge, die im Leben passieren können, dass es mir die Seele zerreißt, wenn ich länger darüber nachdenke.

Welchen Zustand hat der Tod?

Da ich noch nicht gestorben bin, kann ich die Frage nicht beantworten, aber ich denke einen Erlösenden.

Inwieweit beeinflusst der Glaube/Nichtglaube den Tod?

Wenn man sich religiösen Fanatismus ansieht, leider sehr stark. Ich persönlich bin ein religiös ungläubiger Mensch. Ich fühle mich zwar zum Buddhismus hingezogen, für mich ist das aber eher eine Philosophie und Lebenseinstellung und keine Religion.

Was bedürfe einer Änderung in der Welt bevor man geht?

Bevor ich diese letzte Frage beantworte, möchte ich noch eines kurz erwähnen: Dieses Interview hat mir extrem Spaß gemacht und mir gut getan, weil ich meine grauen Zellen in Schwung bringen musste, da nicht die üblichen endlos nerven Fragen kamen: „Woher nimmst du deine Ideen?“ Deshalb möchte ich dir für diese interessante Abwechslung danken.

So, was bedarf einer Änderung? Die Lebenserwartung der Menschen! Würden die Menschen eine durchschnittliche Lebenserwartung von 200 Jahren haben, würden sie die Umwelt und diesen Planeten nicht so schamlos ausbeuten und alles vernichten. Und Politiker müssten nicht 4 oder 5 Jahre im Amt bleiben, sondern 60 Jahre und einen langfristigen Plan zur Steigerung der Lebensqualität ihrer Bevölkerung haben. Leider ist genau das Gegenteil der Fall: Wir verhalten uns wie Eintagsfliegen auf diesem Planeten.

 

Ich möchte mich ebenso bei dir, Andreas, bedanken! Es freut mich sehr, dass du mir Rede und Antwort gestanden hast.

 

Andreas Gruber anderswo:

Andreas Gruber – Autoren- Homepage
Andreas Gruber –  Verlagsgruppe Random House
Andreas Gruber – Luzifer Verlag
Andreas Gruber – Facebook Fanpage

 

Bisher erschienen:

Storykollektionen:

  • Die letzte Fahrt der Enora Time, SF-Erzählungen, Shayol, 2001
  • Northern Gothic, Horror-Erzählungen, Luzifer, 2015
  • Apocalypse Marseille, SF-Erzählungen, Luzifer, 2016
  • Jakob Rubinstein, Krimi-Novellen, Luzifer, 2017
  • Der fünfte Erzengel, Horror-Erzählungen, Luzifer, 2017
  • Ghost Writer, Horror-Erzählungen, Luzifer, 2018

Romane:

  • Der Judas-Schrein, Mystery-Thriller, Hockebooks, 2005
  • Das Eulentor, Mystery-Thriller, Hockebooks, 2007
  • Herzgrab, Thriller, Goldmann, 2013

Peter Hogart Reihe:

  • Die Schwarze Dame, Thriller, Goldmann, 2007
  • Die Engelsmühle, Thriller, Goldmann, 2008

Walter Pulaski Reihe:

  • Rachesommer, Thriller, Goldmann, 2011
  • Racheherbst, Thriller, Goldmann, 2015
  • Rachewinter, Thriller, Goldmann, 2018

Maarten S. Sneijder Reihe:

  • Todesfrist, Thriller, Goldmann, 2013
  • Todesurteil, Thriller, Goldmann, 2015
  • Todesmärchen, Thriller, Goldmann, 2016
  • Todesreigen, Thriller, Goldmann, 2017

 

With a little help from my friends.

Ich weiß noch, wir sind im Auto gesessen und haben die Beatles gehört. Es ist nicht die Musik unserer Generation, wir hören sie trotzdem. Wir kennen die Lieder von unseren Eltern, sie schätzten sie nie so sehr wie wir. Deine Finger trommeln leise am Lenkrad mit, du wusstest nicht, dass es eine Twist&Shout Version von den Beatles gibt. Ich erzähle dir, dass John Lennon das Lied mit Heiserkeit eingesungen hat und deshalb seine Stimme tiefer klang. Es interessiert dich nur mäßig, du singst lieber falsch mit.

Wir sind unterwegs, irgendwo hin und ich wünschte, dieses unterwegs sein endet nie. Long and windy road könnten wir hören, aber es würde uns zu melancholisch stimmen. Wir hören stattdessen „With a little help from my friends“ und ich werde trotzdem traurig. Bald weißt du, dass es eine sehr berühmte Joe Cocker Version von dem Lied gibt und einmal weiß ich mehr von Populärkultur als du.

Was ich nicht sage ist, dass ich zu der Version von Joe Cocker Sex haben will. In der Anmaßung uns gegenseitig zu zerstören, would you stand up and walk out on me, du weißt, ich käme davon mit einer little help of my friends. Ich brauch jemanden zum Lieben, somebody to love schon 1967 und nicht erst mit Queen 1976. Lieber zum Fenster rausschauen, statt dir zu sagen, dass man zu dem Lied Liebe machen muss und nicht Sex haben, weil Joe Cocker soviel Leidenschaft reingepackt hat, dass Sex zu wenig ist, das muss verdammt noch mal Liebe sein. How to feel about the end of the day und bleib und geh nicht weg und ich will dir sagen, dass ich nicht so ungeliebt wie der fünfte Beatle Brian Epstein enden mag. Aber dich zu diesem Song lieben, ja das will ich, mit all der Melancholie, die ich auftreiben kann und all dem Ungesagten, das in mir boxt und nicht rauskann. I can’t tell you but it’s mine.

Was würdest du tun, if I sang you a song? Ich weiß es nicht, aber es wäre wohl schmerzhaft für dich. Alles was ich über dich sage, ist für dich schwer zu verkraften. Keine Widmungen mehr, hatte ich dir geschworen und es schon hundertmal gebrochen, ich kann nicht von dir schweigen und nicht über dich schweigen, es war Liebe auf den ersten Blick, nein, aufs erste Wort und es passiert nicht die ganze Zeit, das ist wie mit ersten Sätze in Büchern, die wenigsten sind wirklich gelungen. Wie wird es uns gelingen, neue Welten zu erklimmen. Little help to get high? Mit dir oder dem langgehegten Wunsch LSD auszuprobieren. Es ist nicht unsere Zeit dafür, wir wollen das erleben, leider keine Zeitmaschine in die Sechziger nach London und endlich würden deine Schnurrbartversuche nicht mehr lächerlich aussehen. Lakonisch könnten wir der Ästhetik frönen, wir könnten Kostümierungen anziehen, in den Apple Store von den Beatles gehen und er wäre soviel besser als die Apple Stores dieser Tage. Wir könnten in Pubs gehen und Bier trinken und die Welt weniger als einzige Anstalt des Scheiterns betrachten. Wir könnten 7 Tage im Bett liegen als Protest, wie Yoko und John, Kunstausstellungen besuchen und kuratieren und so tun als wären wir Teil der Advantgarde, und uns über unseren Lieblingsbeatle lustig machen, weil er sich beim Mofa-Fahren einen Zahn ausgeschlagen hat und sich deswegen die ganzen Beatles Bärte stehen ließen. Ich kann dir nicht permanent sagen, wie gut dein Bart aussieht, heute tut er es, und er tut es immer, und wir sollten Zigaretten rauchen. Wir sollten uns auch vier Stunden in einen Raum einsperren und so einen Song schreiben, der die ganze Weltgeschichte verändert, in Zeitungen einen besseren Titel finden als Bad Finger Boogie. Oder wir könnten uns in transzendentaler Meditation üben und Maharishi toll finden, oder auch nicht und lieber indisch essen gehen und danach mit vollen Bäuchen ins Bett fallen. Ich bin so voll mit dir, von unten bis oben, mir zerbricht der Brustkorb, so voll ist er, mit all dem, was du mir sagst und denkst und lachst und are you sad because you’re on your own?

Maybe you get by with a little help from your friends. Wir fahren weiter, nächster Titel.

Bildnachweis.

[Sterbenswörtchen] Daniel Spitz.

Wer sind diese großartigen Autor/-innen, die ein Sterbenswörtchen verlieren? Einer davon ist Daniel Spitz, Jungautor aus München. Daniel schreibt, wenn er nicht gerade bei Kunst & Spiel seine Zeit verbringt, wunderschöne Geschichten auf seinem Blog Seavity.  Der grandioser Schriftsteller war bereit mir meine Fragen zum Tod und Sterben zu beantworten:

Was bedeutet Tod für dein Schreiben?
Das Leben mündet im Tod, damit mündet das Schreiben im Tod. Mein Leben, das hat ein Ende, doch meine Literatur, mein Werk, das lebt weiter. Das erfüllt mich mit Trauer, aber auch mit Glück.

Wie politisch ist der Tod?
Der Tod ist eines der einzigen Themen, das nicht politisch sein kann. Jede politische Debatte, jeder Gesetzesentwurf sollte sich nicht um den Tod kümmern, sondern wie wir sterben wollen. Was wollen wir auf diesem Weg erhalten und wer darf schließlich über ein Sterben entscheiden, wenn ich es selbst nicht kann? Oder darf ich überhaupt selbst über meinen Tod entscheiden? Also, Dinge die im Tod enden sind politisch, nicht der Tod als solches. Sprich: Das Leben ist politisch, nichts was danach passiert.

Wie wirkt der Tod in sozialen Medien?
Wie jedes andere Thema auch und ich bin mir unsicher ob das gut oder schlecht ist. Der Tod geht meistens genauso viral, wie ein lustiges Meme. Ein Tod eines „Normalsterblichen“ dafür nicht, der verbleibt für enge Freunde, bzw. oberflächliche Bekanntenkreise. Und dann kommen noch mehr Fragen auf. Was passiert beispielsweise mit meinen Profilen, mit meinen Wirken in sozialen Medien, wenn ich tot bin?

Was bleibt von Menschen, wenn sie nicht mehr sind?
All das was sie geschaffen haben. Ihr Werk, ihr Wirken, ihre Freundschaften, was sie sagten und für was sie einstanden.

Was bleibt/geht, wenn du gehst?
Meine Texte und ein volles Bücherregal. Alles andere wage ich nicht selbst zu bestimmen, andere entscheiden nach meinem Tod welche Dinge von mir bleiben, welche Dinge gehen sollten.

Welches Kunstwerk (Musik, Buch, Film, Text, Bild) drückt den Tod am besten aus?
Goethes Leiden des Jungen Werthers.

Wie viele Tode kann man sterben?
So viele, wie man zulässt.

Welchen Zustand hat der Tod?
Eigentlich ist der Tod ja das Vergänglichste, oder ist das Leben das Vergänglichste? Nun ja, er ist meist auf jeden Fall konservierend. Weiß ja niemand so genau.

Inwieweit beeinflusst der Glaube/Nichtglaube den Tod?
Ich glaube nicht, das der Glaube den Tod beeinflusst. Sehr wohl aber alle anderen die an einem Tod Anteilnahme haben.

Was bedürfe einer Änderung in der Welt bevor man geht?
Es bedürfe sich selbst zu ändern – der Ausgangspunkt für eine Veränderung der ganzen Welt.

 

Danke, Daniel.

Daniel lebt auch bei Instagram, Facebook, Twitter und auf seinem Blog.

[Sterbenswörtchen]: Julia Knaß.

Wer sind die tollen Wortartistinnen, die ein Sterbenswörtchen verlieren? Mein aktueller Gast ist Julia Knaß, wunderbare Autorin aus dem südlichen Österreich. Julia arbeitet nicht nur als Journalistin, sondern betreibt auch einen lesenswerten Blog unter dem Namen: lia:.writing, und ist regelmäßige Bloggerin für das Projekt.txt. Diesmal hat sie viele Wort für das Projekt [Sterbenswörtchen] verloren:

Was bedeutet Tod für dein Schreiben?

ich kann über den tod, über meine beziehung zum tod nicht wirklich sprechen. das trifft zwar auf alles andere auch zu, aber insbesondere darauf. ich wage, zu behaupten, dass es den meisten menschen ähnlich ergeht.

tod macht sprachlos. mein schreiben wurzelt in einer sprachlosigkeit.
vielleicht war auch deswegen „die freundin des todes“ der titel, einer der ersten geschichten, die ich für mich skizziert und in bruchstücken geschrieben habe.

Wie politisch ist der Tod?

der augenblick unseres eigenen todes ist wohl der einzige moment, in dem wir frei (davon) sind.

aber die kontextualisierungen von tod sind politisch; die perspektiven auf den tod; alles rund um den tod ist politisch. tod (tote) und krieg(e) als ein untrennbares grausamkeitspaar.

Wie wirkt der Tod in sozialen Medien?

anders. weil das medium andere zugänge zum tod schafft. das ist an sich weder positiv noch negativ. wie wir damit umgehen, ist eine andere sache. soziale medien vervielfachen oftmals eine bestimmte wirkung. der tod kann dadurch grausamer werden. wir (ent-)emotionalisierter. das medium kann aber auch verbindungen herstellen, schmerz teilbarer machen. im gegensatz zur offline-welt, in welcher der tod schon lange zuhause ist, müssen wir online erst lernen, wie wir damit umgehen (wollen). offline gibt es rituale und strukturen.

sowohl digital als auch analog bleibt der umgang mit dem tod aber für jeden einzelnen ein lernprozess.

Was bleibt von Menschen, wenn sie nicht mehr sind?

verzerrte, zersplitterte spiegelbilder von ihnen in unseren köpfen. schmerz, sehnsucht, warme erinnerungsbruchstücke, die uns ein gedankliches zuhause bieten;

ein unendliches was-wäre-gewesen-wenn-spiel, das wir eigentlich niemals beginnen sollten.

Was bleibt, wenn du gehst? Was geht, wenn du bleibst?

eine lücke, für alle, die mich kannten; meine spuren in der cloud für jede*n suchbar.
ich als erinnerungsdesiderat in manchen köpfen. ich als sehnsuchtsmetapher in anderen.

solange ich bleibe, bleibt mir die hoffnung, irgendwann wörter und bedeutungen zu finden jenseits der bisherigen binaritäten; ein whiteout jenseits von böse und gut.

Welches Kunstwerk (Buch, Film, Musik, Text, Bild) drückt den Tod am besten aus?

eines, das den tod am besten ausdrückt, habe ich (für mich) noch nicht gefunden; dafür viele, die unterschiedliches vom tod und über den tod erzählen;

eine (kleine) auswahl:

Wie viele Tode kann man sterben?

beim schreiben und lesen: unzählige.

außerhalb davon finde ich, hat sarah riedeberger in ihrem interview dafür genau die antwort gegeben.

Welchen Zustand hat der Tod?

tot (sein).

Inwieweit beeinflusst der Glaube/Nichtglaube den Tod?

den tod selbst nicht, nur das davor und danach (für die, die bleiben). die strukturen und rituale, die glauben nach dem tod für die hinterbliebenen bieten kann und die trost spenden;

ich plädiere für ein glauben an nähe und gemeinschaft; dafür, sich zu erlauben, an etwas zu glauben (jenseits von jeglicher ideologie).

Was bedürfe einer Änderung in der Welt bevor man geht?

die menschen (mich eingeschlossen): eine utopie.
und es sollte vielmehr getanzt werden: vielleicht umsetzbar?
und freibier: eigentlich nicht wünschenswert, aber ich wollte nicht düster, sondern lieber mit bier & unsinn enden.

 

Ich danke Julia für das Interview! Dankeschön!

 

Photocredit: Lena Wurzinger
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